Chronik Südtirol ab 1906 – Geschichte
Chronik Südtirol
01.01.1906 Erste Ausgabe des
“Archivio per l’Alto Adige” des italienischen Nationalisten Ettore Tolomei
(1865-1952). Das “Archivio” war Tolomeis Instrument im Kampf um die Gewinnung
Südtirols für Italien. Die einige Jahre zurückliegende, angebliche
Erstbesteigung des Glockenkarkopfes in den Ahrntaler Alpen durch Tolomei und die
Benennung des Berges mit “Vetta d’Italia” sollte unter anderem die Italianität
Südtirols beweisen. In Band 11 des “Archivio” veröffentlichte Tolomei auch sein
erstes “Prontuario dei nomi locali dell’Alto Adige” mit der Übersetzung von ca.
10.000 Südtiroler Orts- und Flurnamen ins Italienische. Auf der Grundlage dieses
“Prontuarios” unterzeichnete König Viktor Emanuel am 29. März 1923das
Dekret zur Italianisierung 1915“Londoner Vertrag” zwischen Rußland,
Großbritannien, Frankreich und Italien: Rom tritt auf die Seite der
Entente-Mächte und erhält dafür Triest, das Trentino und Südtirol bis zum
Brenner zugesprochen. 1915-1918
Als 1915 Italien gegen Österreich in den
Krieg eintrat, war Tirol ohne militärischen Schutz, da die ordentlichen Truppen
bereits an der russischen und serbischen Front kämpften. Kaum 20.000 Mann
militärischer und paramilitärischer Einheiten standen im Land. So formierte sich
nochmals aus den unter 21- und über 43-Jährigen – die dazwischen liegenden
Jahrgänge waren bereits einberufen – der Landsturm, wie 1703, 1809, 1848, 1859
und 1866. Dieser sicherte die Grenze Tirols so lange, bis von den übrigen
Fronten ordentliche Truppen herangezogen waren. Trotz erfolgreicher Verteidigung
der Grenzen Tirols gegen Italien scheiterten die Versuche Österreichs, nach dem
Untergang der Donaumonarchie das Land Tirol vor der Zweiteilung zu
bewahren. 1918 Sterzinger Volkstag des Tiroler Volksbundes unter
Beteiligung von offiziellen Vertretern aller bürgerlichen Parteien. In einem
14-Punkte-Programm verlangen die Parteien u.a. die Verlegung der Grenze an die
Südspitze des Gardasees und die Grenzkorrekturen unter Einbeziehung deutscher
Siedlungsinseln. 10.9.1919Mit dem Friedensvertrag von Saint
Germain wird Tirol südlich des Brenners zu Italien geschlagen. England und
Frankreich haben bereits im Londoner Vertrag von 1915 Italien für dessen Kriegseintritt an der Seite der
westlichen Alliierten die Brennergrenze zugesichert. Italien erhält im
Friedensvertrag keinerlei Auflage für den Schutz der deutschen und slowenischen
Minderheiten. 24.4.1921„Blutsonntag“ in
Bozen: Der Marlinger Lehrer Franz Innerhofer wird von einem Faschisten
erschossen. 28.10.1922
Am 28. Oktober
1922 treten die Faschisten den Marsch auf Rom an. Am nächsten Tag übergibt
der schwache König Viktor Emanuel II dem
Führer (Duce) der faschistischen Partei, Benito Mussolini, die Regierung und
damit die Macht im Staate. Die Faschisten haben sich die Vernichtung der
deutschen Minderheit auf ihre Fahne geschrieben. Man kann ihr Programm in diesem
Zusammenhang in drei Abschnitte unterteilen:
Entnationalisierung der Südtiroler, Massenansiedlung von Italienern und
Aussiedlung der Südtiroler. Mit Dekret des faschistischen Präfekten wird jeder
Unterricht in der deutschen Sprache verboten und unter Strafe gestellt.
Lehrpersonen, die beim Deutschunterricht ertappt werden, wandern in die
Gefängnisse und werden auf die Strafinseln oder in abgelegene Orte Süditaliens
verbannt. Alle deutschen Lehrpersonen werden
des Dienstes enthoben oder in die altitalienischen Provinzen versetzt. Ebenso
werden alle deutschen Beamten entlassen und keine neuen mehr eingestellt.
Kanonikus Michael Gamper schafft mit Hilfe von mutigen Lehrkräften ein über das
ganze Land verbreitetes Netz von deutschen Geheimschulen (Katakombenschulen).
Der Klerus erzwingt den Religionsunterricht in der Muttersprache. Italienisch
ist bereits seit 1925 zur
alleinigen Amtssprache dekretiert worden. Schon 1923 hat man italienische
Ortsnamen eingeführt und den Namen Tirol
verboten. 20.2.1935Trotz aller Verbote
und Gebote kann mit dieser Methode Südtirol nicht zu einem italienischen Land
gemacht werden. Der Faschismus leitet also die zweite Phase ein. Am 20.
Februar 1935 erteilt
Mussolini der Großindustrie in Mailand und
in Piemont den Auftrag, Niederlassungen in Bozen zu errichten. Die Baugründe,
etwa drei Millionen Quadratmeter am Südrand der Stadt, werden enteignet und im
Spätsommer 1935 besetzt. 50.000 Obstbäume
und Tausende von Edelreben werden unmittelbar vor der Ernte vernichtet.
Anfang 1937 nehmen die Zweigbetriebe der Lancia-Werke von
Turin, die Stahlwerke von Mailand, das Aluminiumwerk der Montecatini und das
Magnesiumwerk ihre Produktion auf. Gleichzeitig mit dem Aufbau der Industriezone
werden Tausende von italienischen Familien nach Bozen geschleust. Südtiroler
dürfen in den Werken nicht beschäftigt werden. 7.5.1938 Deutsche Truppen rücken in Österreich ein. Das
Dritte Reich Adolf Hitlers steht am Brenner. Hitler hat aus seiner feindseligen
Einstellung gegen die Südtiroler nie ein Hehl gemacht. Der Diktator wollte den
italienischen Amtskollegen Benito Mussolini unbedingt für seine Kriegsabsichten
zum Bundesgenossen gewinnen. In diesem Bemühen stellte Südtirol einen nicht
geringen Störfaktor dar. Anlässlich seines Staatsbesuches in Rom erklärt Hitler
in seinem Trinkspruch am 7. Mai 1938: „Es ist mein unerschütterlicher Wille und
mein Vermächtnis an das deutsche Volk, dass es die von der Natur uns beiden
aufgerichtete Alpengrenze immer als eine unantastbare ansieht.“
22.6.1939 In Berlin wird das Deutsch-Italienische Abkommen
zur Umsiedlung der Südtiroler geschlossen. Sie können bis zum 31. Dezember 1939
für die deutsche Staatsbürgerschaft optieren mit der Verpflichtung der
Auswanderung oder für die Beibehaltung der italienischen mit der Drohung, dass
sie keinen Schutz für ihr Volkstum mehr in Anspruch nehmen könnten. Der
Reichsführer der SS, Heinrich Himmler, den Hitler mit der Durchführung der
Option beauftragt hat, will reinen Tisch machen. Das Land soll von seinen
deutschen Bewohnern restlos geräumt werden. 1.1.1940 Am
31. Dezember 1939 ist die Optionsfrist abgelaufen. Verlässlichen
privaten Quellen zufolge haben sich von den 246.036 Optionsberechtigten des
heutigen Landes S&uumdtirol mit dem Unterland 211.799 für die deutsche
Staatsbürgerschaft entschieden und 34.237 für die Beibehaltung der
italienischen. Die Option hat im Volk eine tiefe Kluft gerissen. Die Minderheit
der Nichtoptanten, der Dableiber, war schweren Anfeindungen und Übergriffen von
Seiten der Optantenmehrheit ausgesetzt. Von den Optanten für Deutschland sind
75.000 abgewandert. 8.9.1943
Italien schließt mit den Alliierten
Waffenstillstand. Deutsche Truppen besetzen den größten Teil des Landes bis
Neapel. Der Tiroler Gauleiter Franz Hofer wird zum Obersten Kommissar der so
genannten „Operationszone Alpenvorland“ ernannt, die aus den drei Provinzen
Bozen, Trient und Belluno gebildet worden ist. Der Kommissar stellt in Südtirol
vier Polizeiregimenter auf, zu denen auch Nichtoptanten eingezogen werden. Auf
die Verweigerung des Einberufungsbefehls steht die Todesstrafe. Für die Familien
der Kriegsdienstverweigerer führt Hofer die Sippenhaft ein. Sie werden verhaftet
und ins berüchtigte Arbeits- und Durchgangslager in der Kaiserau bei Bozen
eingeliefert. Trotz aller Strafandrohungen entziehen sich 276 Südtiroler der
Einberufung; sie wollen nicht für Hitler kämpfen, der ihre Heimat verraten hat.
Wegen Widerstandes gegen das Naziregime werden vom 8. September 1943 bis
Kriegsende 24 Südtiroler erschossen, 166 in Konzentrationslager verschickt und
140 ins Gefängnis gebracht. Auf den Schauplätzen des von Hitler in seinem
verbrecherischen Wahnsinn vom Zaune gebrochenen Krieges mussten 8025 Südtiroler
ihr Leben lassen. April: In Österreich konstituiert sich die provisorische
Staatsregierung unter Staatskanzler Karl Renner. Sie proklamiert die
Wiederherstellung der Republik Österreich. Benito Mussolini wird von Partisanen
am Comer See festgenommen und am Tag darauf erschossen. Mai 1945 Die
Oberbefehlshaber der deutschen Streitkräfte in Italien unterzeichnen ohne Wissen
des deutschen Hauptquartiers mit den Alliierten einen Waffenstillstand zum 30.
April. In den ersten Maitagen rücken die Alliierten in Südtirol ein. 8. Mai
Bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht und Ende des Zweiten
Weltkrieges in Europa. In Italien kapitulieren die deutschen Streitkräfte schon
am 2. Mai. Am 8. Mai wird in Bozen die Südtiroler Volkspartei (SVP) gegründet.
12. Mai Bruno De Angelis wird von den Alliierten als Präfekt von Bozen
eingesetzt. Als Stellvertreter werden Visco Gilardi und Walther Amonn bestellt.
23. Mai Karl Gruber wird von der US-Besatzungsmacht als Landeshauptmann von
Tirol bestätigt und offiziell anerkannt. 11. Juli In einer italienischen
Regierungserklärung wird den Südtirolern die Gleichstellung der deutschen
Sprache sowie eine deutschsprachige Schule zugesichert. 4. September
Großkundgebung für Südtirol in Innsbruck mit über 30.000 Teilnehmern. Die
französische Besatzungsmacht sorgt für ein Maximum an Publizität und spricht
sich für eine Rückgliederung Südtirols an Österreich aus. Karl Gruber
übermittelt den Staatschefs und Außenministern der USA, Großbritanniens, der
Sowjetunion und Frankreichs die Bitte, den Südtirolern die Möglichkeit einer
Wiedervereinigung mit Österreich zu geben. 11. September bis 2. Oktober
Außenministerkonferenz der Großmächte in London. Eine Rückkehr Südtirols zu
Österreich wird von keiner Seite vorgeschlagen. Die Außenminister entscheiden
sich für die Beibehaltung der Brennergrenze. US-Außenminister James Francis
Byrnes legt die Zusatzformel vor, in der die Grenze Österreichs mit Italien
„unverändert bleibt, mit der Ausnahme, jeden Fall zu hören, den Österreich für
kleinere Grenzberichtigungen (’Minor rectifications‘) zu seinen Gunsten
vorbringt“. Von dieser Position gehen die Großmächte in der Folge nicht mehr ab.
27. Oktober Per Gesetzesdekret genehmigt Italien deutsche Schulen in Südtirol.
10. Dezember Alcide Degasperi löst Ferruccio Parri als Ministerpräsident ab und
behält die Leitung des Außenministeriums bis zum 17. Oktober 1946 bei. Degasperi
gilt als Vertrauensmann der USA. 4. März 1946 Der
britische Außenminister Ernest Bevin beendet die interne Diskussion über die
Südtirolfrage in seinem Ministerium und entscheidet für Italien, obwohl
Österreich die „besseren Argumente“ habe. Bis zu diesem Zeitpunkt ist der
Standpunkt Großbritanniens in Bezug auf Südtirol nicht klar. 22. April
Großkundgebung für die Wiedervereinigung Südtirols mit Österreich in Innsbruck.
Dabei werden dem österreichischen Bundeskanzler Leopold Figl 155.000
Unterschriften übergeben, die in Südtirol und in Österreich unter den Südtirol-
Optanten gesammelt worden waren. 26. April Im US-Außenministerium wird die
endgültige Entscheidung getroffen, dass die Grenze zwischen Österreich und
Italien unverändert bleiben soll. 1. Mai Die Grundsatzentscheidung der
Außenministerkonferenz vom September/Oktober 1945wird
bestätigt. Südtirol bleibt bei Italien, eine Volksabstimmung wird abgelehnt,
einzig „kleinere Grenzberichtigungen“ werden ins Auge gefasst. Die Bekanntgabe
des Beschlusses des Außenministerrates ruft in Tirol einen Proteststreik und
Demonstrationen hervor. 30. Mai Außenminister Gruber und der Delegierte
Italiens, Botschafter Graf Niccolò Carandini, legen den Alliierten die
Auffassungen ihrer Regierungen über die Grenzziehung zwischen Österreich und
Italien dar. Gruber trägt – ohne Absprache mit den Südtirolern – die Forderung
nach einer kleineren Grenzberichtigung, der so genannten Pustertallösung, vor.
Gleichzeitig wird eine Rechtsverwahrung hinsichtlich der Selbstbestimmung für
Südtirol eingebracht. 24. Juni Der Außenministerrat lehnt die Pustertallösung
als kleinere Grenzberichtigung ab. 30. Juni Landesweit finden in Nord- und
Südtirol Herz-Jesu-Prozessionen statt. Dabei wird für das Selbstbestimmungsrecht
demonstriert. 29. Juli bis 15. Oktober In Paris beginnt die permanente Tagung
der Friedenskonferenz. Die Konferenz arbeitet die Friedensverträge mit Italien,
Finnland, Bulgarien, Rumänien und Ungarn aus. Die von der Moskauer
Außenministerkonferenz vorgeschlagenen Vertragsentwürfe beinhalten in Bezug auf
Südtirol den freien Güter- und Personenverkehr zwischen Nord- und Südtirol. 7.
August Die SVP gibt die Losung für die Südtiroler Delegation in Paris, Friedl
Volgger und Otto von Guggenberg, aus. Sollte die Forderung nach Volksabstimmung
nicht durchsetzbar sein, werden als Alternativen die Internationalisierung
(Südtirol unter internationaler Kontrolle), die so genannte Liechtensteinlösung
und erst dann die Autonomie festgelegt. 5. September Außenminister Gruber ist
bereit, die Nennung des territorialen Geltungsbereichs der Autonomie
offenzulassen. Er bittet Botschafter Carandini, das Gleiche zu tun, und nicht
direkt auf die Vereinigung der beiden Provinzen Bozen und Trient hinzuweisen:
Damit ist der Weg für die Unterzeichnung der Vereinbarung zwischen Alcide
Degasperi und Karl Gruber in der italienischen Gesandtschaft geebnet, die als
„Pariser Abkommen“ im Artikel 10 Bestandteil des italienischen Friedensvertrags
wird. Ergänzt wurde das Abkommen durch einen Briefwechsel zwischen Degasperi und
Gruber vom selben Tag. In der Antwort des Ministerpräsidenten heißt es, dass die
italienische Regierung bereit sein werde, alle Vorschläge der österreichischen
Regierung genau zu prüfen („give careful attention“), die auf die beste Lösung
der in Artikel 10 sowie der im Text der Vereinbarung enthaltenen Punkte
abzielen. 1947 SVP-Landesversammlung. Erich Amonn betont die
Bedeutung der Rückkehr der abgewanderten Südtiroler. Der Friedensvertrag der
Alliierten mit Italien wird unterzeichnet. Das später als “europäische Lösung”
bezeichnete Gruber-De Gasperi-Abkommen wird im Annex IV des italienischen
Friedens-vertrages verankert. Artikel 85 des Vertrages bestimmt, dass die Annexe
als integrierender Bestandteil des Vertrages anzusehen sind und dieselbe
Bedeutung und dieselben Auswirkungen haben wie der Vertrag selbst. Das Abkommen
läßt sich in der Folgezeit nur eingeschränkt realisieren. Südtirolbesprechung im
BKA,AA. Desinteresse Grubers: “Die Arbeiten an dem österreichischen
Staatsvertrag nehmen alle Leute voll in Anspruch.”, es gibt keinen Brief an
Italien wegen der unhaltbaren Lage in Südtirol und der Optantenfrage, wie
gefordert. Erste Gespräche in Wien zwischen dem italienischen Botschaftsrat
Maurilio Coppini und den Legationsräten Kripp und Schöner, wegen Einleitung von
Vorbesprechungen zur Optantenfrage. SVP-Delegation mit Erich Amonn, Otto v.
Guggenberg, Friedl Volgger und Josef Raffeiner kommt zu Gesprächen mit De
Gasperi u.a. in Rom (14. – 25. April), der Autonomieentwurf vom Nov.
1946 wird überreicht, Uneinigkeit über das
Autonomiegebiet. Die italienische Verfassunggebende Versammlung beschließt ohne
Anhörung der Südtiroler die Errichtung einer “Region Trentino-Tiroler
Etschland”. Proteste der Südtiroler gegen den Zusammenschluß mit Trient bleiben
wirkungslos. In Rom beginnen die entscheidenden Gespräche über die Optantenfrage
zwischen Innocenti, Sorrentino und Coppini und Minister Markus Leitmaier, Kripp
und Schwarzenberg sowie Guggenberg, Tinzl, Gschnitzer und Karl Kunst.
Außerordentliche Landesversammlung der SVP in Bozen. Mehrere hundert
Demonstranten stürmen die Bozner Präfektur. 1948 Italien stellt mit der
Inkraftsetzung der Verfassung die Südtiroler vor eine vollendete Tatsache,
nachdem im Artikel 116 die Bildung einer Regionalautonomie Trentino-Alto Adige
vorgesehen ist. Damit wird das Pariser Abkommens zumindest aus der Sicht der
Südtiroler Interessen in einem seiner wesentlichen Punkte nicht erfüllt. Amonn,
Guggenberg und Raffeiner bei De Gasperi. Die Südtiroler können ihre Forderung
nach offizieller Bezeichnung der Provinz mit “Südtirol” bzw. “Tirol an der
Etsch” nicht durchsetzen. De Gasperi akzeptiert schließlich “Tiroler Etschland”.
Die italienische Kammer erledigt mit großer Eile die 97 Artikel des
Autonomiestatuts Trentino-Alto Adige, das Autonomiestatut tritt mit
14.3.1948 in Kraft. Die Verfassunggebende Versammlung in Rom
verabschiedet das Statut für die Region “Trentino-Tiroler Etschland”
(“Trentino-Alto Adige”). Gleichzeitig wird das Optantendekret verabschiedet; es
bildet die Grundlage für die Reoption (Rücksiedlung). Der österreichische
Ministerrat beschließt, nur jene Südtiroler, die um Rückoption angesucht haben,
mit österreichischen Staatsbürgern gleichzustellen. Regionalratswahlen. In
Südtirol erhält die SVP die Mehrheit von 67,6 % und gewinnt 13 der 20
Sitze. 1949 Ende der Rückoptionsfrist. Abkommen zwischen
Österreich und Italien über die Regelung des erleichterten Warenaus-tausches
zwischen Tirol, Vorarlberg und Trentino-Tiroler Etschland (“Accordino”).
1952 Gruber und De Gasperi unterzeichnen in Rom das
österreichisch-italienische Kulturabkommen. 1954Die
Südtiroler Abgeordneten werden von Staatssekretär Oscar Luigi Scalfaroempfangen.
1955 Ab Mai: Die SVP schwenkt mit Unterstützung Nordtirols und mit Blick auf die
“Schutzmacht” Österreich auf eine härtere Linie ein. Diese beginnt mit dem
Rücktritt Hans Dietls aus dem Regionalausschuß. Die SVP verweigert die
Zustimmung zum Regionalhaushalt, die Sprengstoffattentate beginnen.
Italienisch-österreichische Gespräche in Rom betreffend gegenseitige Anerkennung
der akademischen Grade und Titel. 1956Abkommen zwischen Österreich und Italien über die
Anerkennung akademischer Titel und Grade. 1957 Januar: Attentate der Stieler-Gruppe Friedl Volgger
wird verhaftet. 10. SVP Landesversammlung, Wachablösung in der SVP; Silvius
Magnago wird neuer Parteiobmann. Prozeß gegen die “Pfunderer Burschen”. Gegen
die sieben Angeklagten werden insgesamt 113 Jahre, acht Monate und zehn Tage
Kerkerstrafen verhängt. Die größte Demonstration in der Geschichte Südtirols auf
Schloß Sigmundskron. 35.000 Südtiroler protestieren gegen die bisherige
Südtirolpolitik der italienischen Regierung. Die zentrale Forderung lautet: “Los
von Trient!” 1958Beginn der bilateralen Gespräche in Wien.
Unterredung zwischen Bundeskanzler Raab und Ministerpräsident Fanfani in
Rom. 1959Die italienische Regierung beschließt
Durchführungsbestimmungen zum Volkswohnbau. Eröffnung des
Andreas-Hofer-Gedenkjahres auf dem Reichriegler-hof bei Bozen. Außenminister
Figl spricht das Thema Südtirol im Nationalrat in Wien an. Südtirolbesprechung
in Innsbruck. Die SVP-Spitze fordert von Kreisky, auf der Herbstsitzung der
UNO-Vollversammlung das Selbstbestimmungsrecht für Südtirol zu fordern; Kreisky
spricht von einem “folgenschweren Beschluß” und kann die Südtiroler umstimmen.
Es wird beschlossen, daß Kreisky das Südtirol-thema vor der UNO-Vollversammlung
ansprechen soll. Kreisky spricht das Südtirolproblem erstmals vor der UNO an.
Sondierungsgespräche im State Department. Die Gespräche verlaufen enttäuschend;
die USA lehnen eine Vermittlerrolle ab und verweisen Österreich an den
Internationalen Gerichtshof in Den Haag. 1960 Der
österreichische UNO-Botschafter Matsch übergibt das österreichische Begehren dem
UNO-Generalsekretariat. Einstim-miger Beschluß des UNO-Lenkungsausschusses, die
Südtirolfrage in die Tagesordnung der Generalversammlung aufzunehmen.
Gleichzeitig Überweisung an die Politische Spezialkommission. Einstimmiger
Entschließungsantrag der UNO-Vollversammlung (Resolution 1497): Wien und Rom
werden aufgefordert, ihre Verhandlungen wieder aufzunehmen, um die
Meinungsver-schiedenheiten über das Pariser Abkommen zu bereinigen und den
Streit darüber beizulegen. Silvius Magnago wird Landeshauptmann. 1961März/April: Anschläge in Südtirol. Mai:
Ergebnislose österreichisch-italienische Verhandlungen in Klagenfurt und Zürich;
Sprengstoffanschläge. “Feuernacht”: zahlreiche Sprengstoffanschläge auf
Hochspannungsmasten. Juli: Weitere Anschläge. Vier Anschläge außerhalb der
Provinz Bozen. Die Bundesregierung beschließt, die Südtirolfrage erneut vor die
UNO zu bringen. Einsetzung der sog. Neunzehner-Kommission durch die italienische
Regierung. 1962 Anschlag auf einen Masten der über das Stilfser
Joch führenden Stromleitung. Die italienische Regierung ist grundsätzlich zur
Fortsetzung der Verhandlungen mit Österreich bereit. Ein Sprengstoffanschlag auf
dem Bozner Bahnhof richtet schwere Verwüstungen an. Italien hebt den Visumzwang
für Österreicher auf. Sprengstoffanschläge auf den Bahnhöfen von Verona und
Trient. Eine Bombe am Eingang der italienischen Gewerbeschule “Galileo Galilei”
in Bozen kann entschärft werden. 1962-63 Zahlreiche Anschläge. Am 31.8. wird ein Carabiniere
aus dem Hinterhalt angeschossen und schwer verletzt. Anschläge auch in
Österreich. In Mailand beginnt der erste Südtirolprozeß (91 Angeklagte). Es ist
der größte politische Prozeß der italienischen Nachkriegsgeschichte und dauert
bis zum 16.7.1964. 1964 Treffen zwischen Kreisky und Saragat in
Genf. Die Begegnung wird zur grundlegenden Wende in den bilateralen Beziehungen.
Kreisky und Saragat einigen sich auf die Einsetzung einer
österreichisch-italienischen Kommission, die Maßnahmen zur verbesserten
Autonomie erarbeiten soll. Änderung der Bistumsgrenzen in Südtirol: Neue Diözese
Bozen-Brixen. September/Oktober/November: Zahlreiche Attentate. Bilaterale
Expertengespräche. In Mühlwald bei Taufers wird der Carabiniere Vittorio
Tiralongo erschossen. In der Nacht vom 6.-7.09. wird Luis Amplatz von einem
durch den italienischen Geheimdienst gedungenen Tiroler ermordet, Georg Klotz
schwer verwundet. Gründung des “Autonomen Südtiroler Gewerkschaftsbundes”.
Abschließendes Treffen zwischen Kreisky und Saragat in Paris: Grundsätzliche
Einigung. 1965Bilaterale Geheimgespräche in London. Bundeskanzler
Klaus und Ministerpräsident Moro kommen zu einem Geheimtreffen im Trentino
zusammen. Am selben Tag Anschlag in Sexten: Durch ein Fenster in der Kaserne
werden zwei Carabinieri erschossen. Feuergefecht am Reschen. Anschlag auf das
Bürogebäude der staatlichen Elektrizitätsgesellschaft ENEL in Lappach.
Feuerüberfall auf einen Alpinistützpunkt auf dem Portjoch. 1966Durch
eine Sprengfalle an der Eingangstür des Schutzhauses am Pfitscher Joch findet
der italienische Zollsoldat Bruno Bolognese den Tod. Bilaterale Geheimgespräche
in London. Die Italiener bieten eine “interne Verankerung” an. Bilaterale
Geheimgespräche in Montreux. Feuerüberfall in St. Martin im Gsiesertal; zwei
Tote, ein Verletzter. Anfang August: Magnago zu Gesprächen in Rom.
Bombenanschlag auf den Justizpalast in Bozen. Moro betont in einem Schreiben an
Klaus die Notwendigkeit einer engeren Zusammenarbeit zwischen österreichischen
und italienischen Sicherheitsbehörden zwecks Unterdrückung des Terrorismus.
Sprengstoffanschlag auf das Büro der italienischen Luftfahrtgesellschaft
“Alitalia” in Wien. 1. geheimer bilateraler österreichisch-italienischer
“Antiterrorgipfel” in Zürich. Anschlag auf die Kaserne der Finanzwache auf der
Steinalm in der Nähe des Brenners: drei Tote. Südtiroldebatte in der römischen
Kammer. Magnago wird von Ministerpräsident Aldo Moro empfangen zwecks
“Klarstellungen” zum “Paket”. Anschlag auf das Alpini-Denkmal in Bruneck.
1967 Der SVP-Parteiausschuß billigt das Paket, auch wenn
es nicht alle Befugnisse einer Autonomie enthält, unter der Bedingung einer
“wirksamen internationalen Verankerung”. Vier italienische Soldaten werden durch
einen Anschlag auf der Porzescharte getötet. Die italienisch-österreichischen
Beziehungen nähern sich dem “tiefsten Punkt seit dem Jahre 1945″, wie
Außenminister Toncic in einer Vorlage für den Ministerrat formuliert.
Südtiroldebatte in der italienischen Kammer. Zwei weitere Terrorakte mit zwei
Toten. Der SVP-Parteiausschuß verlangt erneut eine internationale Verankerung
des Pakets.1968Toncic überreicht dem italienischen Botschafter
Ducci ein Aide-mémoire, in dem die Kernfrage, was unter “Durchführung des
Pakets” verstanden werden soll, beantwortet wird, nämlich “vollständige
Verwirklichung einschließlich aller Durchführungs-instrumente”. Bilaterale
Geheimgespräche in Paris. Bilaterale Geheimgespräche in New York.
Staatspräsident Saragat begnadigt vier “Pfunderer”. 1969 Bilaterale Geheimgespräche in Genf. Die
Außenminister Kurt Waldheim und Pietro Nenni einigen sich in Straßburg über den
“Operationskalender”. Die Außerordentliche SVP-Landesversammlung in Meran nimmt
Paket und Operations-kalender mit knapper Mehrheit an. Zustimmung von Kammer und
Senat in Rom. 1972Neues Autonomiestatut, de facto Auflösung der
Region; deren Kompetenzen werden von den Landtagen in Trient und Bozen
übernommen. 1973 Die Provinz übernimmt die Verwaltung der
Schulen. 1976 Proporzdekret tritt in Kraft. 31.03.1978 Beginn einer neuen Attentatswelle, die zehn Jahre
anhält. Bei den Landtagswahlen erhält die SVP 93% aller Südtiroler Stimmen;
Alexander Langer mit seiner “Neuen Linken” erstmals im Landtag (1995 Freitod
Langers). 1981 Volkszählung 1985 Wahlerfolg des MSI bei den
Gemeinderatswahlen; stärkste Partei in Bozen mit 11 Gemeinderäten. 1986 Beginn der Südtiroldebatte im römischen Parlament.
1987 Wahlerfolg des MSI bei den Parlamentswahlen; stärkste italienischsprachige
Partei in Südtirol. 1989 Weitere Durchführungsbestimmungen treten in Kraft.
Luis Durnwalder wird Nachfolger von Silvius Magnago als Landeshauptmann.
1991 Roland Riz wird Nachfolger von Silvius Magnago als
SVP-Obmann. Abgeordnetenkammer in Rom genehmigt die Errichtung einer Sektion des
Oberlandesgerichtes und des Jugendgerichts Trient in Bozen.
SVP-Landesversammlung stimmt Paketabschluß zu. 1992 Der
Ministerrat in Rom genehmigt weitere Durchführungsbestimmungen;
Ministerpräsident Andreotti erklärt das Paket für erfüllt. Die UNO-Botschafter
Italiens und Österreichs überreichen UNO-Generalsekretär Boutros-Ghali die
“Streitbeilegungserklärung”. Siegfried Brugger neuer SVP-Obmann. 1994Wahlen in Italien; das Rechtsbündnis Forza Italia,
Alleanza Nazionale (ehem. Neofaschisten) und Lega Nord bilden Regierung unter
Silvius Berlusconi in Südtirol sieht man Gefahr für die Autonomie. Die Regierung
in Rom beschließt Kürzung des Südtiroler Landesbudgets LH Durnwalder: “Noch nie
dagewesener schwerwiegender Eingriff in die Landesautonomie”. Seit 75 Jahren
erste gemeinsame Sitzung der Landesregierungen von Nord- und Südtirol.
1995 In Brüssel Eröffnung eines “gemeinsamen
Verbindungsbüros” des Bundeslandes Tirol und der autonomen Provinzen
Bozen-Südtirol und Trient zur Europäischen Union. 1996 Erhebliche
Stimmenverluste der SVP. 1997
Die Regierung Prodi entwickelt sich zur
autonomiefreundlichsten italienischen Regierung seit 1945. Südtirol erhält
zahlreiche neue Befugnisse (u.a. Straßen, Schul- und Hochschulwesen, amtliche
Gleichberechtigung der deutschen Ortsnamen bzw. Abschaffung ungebräuchlicher
italienischer Ortsnamen etc.) Der Landtagsabgeordnete Dr. Christian Waldner wird
am Reichrieglerhof oberhalb von Bozen erschossen. Beschluss der SVP für die
Errichtung einer freien Universität in Südtirol. 1998 Um
00:00 Uhr fallen am Brenner im Zuge des Schengener Abkommens die Grenzbalken
zwischen Nord- und Südtirol.
Seit der Regierung Monti verloren die Autonomien immer
mehr Kompetenzen und Zuständigkeiten. Die Regierung Letta ist autonomiefreundlich, allerdings schüren die Rai-Sender Italiens Hetzkampanien Hetzkampanien gegen die Autonomien, und das ist kein gutes Zeichen. Renzi, der nur nach oben will, hat den rausgeschmissenen Berlusconi wieder ins Rampenlicht gerückt und die Frage ist, wie lange Letta noch regieren wird. Rom möchte den kleinen Parteien keine Chance mehr geben im Rahmen der Wahlrechtsreform und alle Regionen gleichstellen.
Landtagswahlen in
Südtirol.
Südtirol war seit dem 1. Jh. n. Chr. ein römischer
Herrschaftsbereich. Später gehörte es Odoaker, Theoderich, den Langobarden, den
Karolingern und dem Heiligen Römischen Reich. Zu Beginn des 11. Jh.
bildete sich das Fürstentum der Bischöfe von Brixen, Vasall des germanischen
Reiches. Im Laufe des Mittelalters dehnten die Habsburger ihre Feudalbesitze auf
dieses Gebiet aus. Im Jahre 1803 wurde das Fürstentum Brixen säkularisiert, es
gehörte nun zum österreichischen Tirol. Im Jahre 1810 wurde Südtirol in das Regno Italico Napoleonico als
«Departement Südtirol» eingegliedert, das ausser dem Trentino den südlichen Teil
Südtirols umfasste. Nach dem Wiener Kongress (1815),
der Europa nach dem endgültigen Fall Napoleons neu ordnete, fiel die gesamte
Region unter die direkte Zuständigkeit Österreichs. Nach dem Ende des Ersten
Weltkriegs ging Südtirol an Italien und ab dem Jahre 1927 bildete es die Provinz
Bozen. Die deutsch-italienische Allianz
zwischen Mussolini und Hitler führte am 23. Juni 1939 zu einem Abkommen über die Umsiedlung der
deutschsprachigen Bevölkerung.
Nach den Ereignissen, die den Zweiten Weltkrieg abschlossen, versicherten die in Paris am 5. September 1946 zwischen De Gasperi und Gruber unterschriebenen Verträge Südtirol eine umfassende autonome Verwaltungsbefugnis zum Schutze der deutschsprachigen Bevölkerung zu. Man respektierte damit eine besonders empfundene Grenzkultur, deren historische Geschicke zu einem grossen Teil zu der Verfestigung der in jeder sozialen Schicht befolgten Traditionen beigetragen haben.
Nach den Ereignissen, die den Zweiten Weltkrieg abschlossen, versicherten die in Paris am 5. September 1946 zwischen De Gasperi und Gruber unterschriebenen Verträge Südtirol eine umfassende autonome Verwaltungsbefugnis zum Schutze der deutschsprachigen Bevölkerung zu. Man respektierte damit eine besonders empfundene Grenzkultur, deren historische Geschicke zu einem grossen Teil zu der Verfestigung der in jeder sozialen Schicht befolgten Traditionen beigetragen haben.
Zahlreiche Kunst-
und Kulturdenkmäler erzählen aus einer bewegten Geschichte dieses alten
Kulturlandes. Kelten, Räter, Römer, Langobarden, Franken und Bajuwaren
hinterließen hier ihre Spuren. Prähistorische Siedlungsstätten, Wallburgen,
römische Ruinen und romanische, gotische und barocke Kunstdenkmäler erinnern an
verschiedene geschichtliche Epochen und Blütezeiten.
Seit
Jahrtausenden führen wichtige Handelswege und Verbindungsstraßen über die Via
Claudia Augusta, welche die Römer vor über 2000 Jahren errichtet hatten. Auf
dieser Route, die von der Adria bis nach Donauwörth in Deutschland reicht,
gelangten sie leicht über den Alpenhauptkamm nach Norden, was für die Ausweitung
des Weltreichs große Bedeutung hatte. In Südtirol nahm die Zahl der römischen
Siedlungen zu, und die Bevölkerung wurde allmählich christianisiert. Nach dem
Untergang des Römischen Reiches herrschte viel Unsicherheit im Lande. Die
Rätoromanen wurden von Bajuwaren, Langobarden und Franken, sowie von Slawen
bedroht und besiegt. Sie waren germanisiert worden und gehörten dem Reich des
Frankenkönigs Karls des Großen an. Nur kleine Teile der Bevölkerung hatten sich
in entlegene Gebirgstäler zurückgezogen und blieben rätoromanisch.
Im Mittelalter
kam Südtirol als Schnittpunkt der germanischen und lateinischen Welt zu echter
Blüte. Viele der Burgen hatten eine ausgesprochen strategische Bedeutung.
Obgleich im Laufe der Zeit einige Burgen verkamen und zu Ruinen verfielen, sind
eine Vielzahl von imposanten Schlössern, wehrhaften Burgen und herrschaftlichen
Ansitzen aus vergangenen Zeiten noch gut erhalten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen