Freitag, 10. Januar 2014

Naturereignisse

Die Erdbebentätigkeit auf der ganzen Welt nimmt zu, und zwar nicht nur an Häufigkeit, sondern auch an Stärke. Beben über 4,5 stellen eine Gefahr für Leben und Besitz dar; Beben von 8,2 können Hunderttausende Menschen töten, wie das im Jahr 1976 in China (750-800.000 Tote) geschah. Die Tiere scheinen instinktiv zu wissen, wann ein Erdbeben droht. In China hat man beobachtet, dass Ratten vor dem Ausbruch eines Erdbebens hastig aus den Gebäuden fliehen und Schweine verzweifelt versuchen, sich aus ihren Ställen zu befreien. In Zentralasien beginnen Pferde und Kamele zu scheuen und lassen sich nicht zügeln, in Italien geraten Kühe und Ziegen in ihren Ställen in Panik, in Japan versuchen Katzenfische aus den Teichen zu springen. Kurz vor dem Erdbeben von Anchorage in Alaska (1964) verließen die großen Kodiakbären frühzeitig ihre Winterschlafhöhlen und begaben sich aufs offene Land. Vor dem Erdbeben in Kaich’eng, China (1975), beobachtete man, dass die Schlangen in Scharen aus ihren Überwinterungslöchern gekrochen und in Schnee und Eis erfroren waren. Auch Haustiere, die in Wohnungen gehalten werden, spüren ein Erdbeben voraus: Katzen sträuben das Fell, Hunde heulen, Fische spielen verrückt. Bei der Tsunami-Katastrophe am 26.12.2004 in Phuket war auffallend, dass nahezu kein Tier zum Opfer wurde. Außerdem wurde vielerorts auffälliges Verhalten von Tieren einige Zeit vor Eintreffen der Tsunami-Welle beobachtet: Vögel kreischten und Elefanten weigerten sich, ihre normale Arbeit zu erledigen und versuchten landeinwärts zu flüchten. Erdbeben werden – wenn es in dem betroffenen Gebiet Vulkane gibt – gewöhnlich von Vulkanausbrüchen begleitet, da die aufgestauten Kräfte und Spannungen im Erdinneren nach einem Auslass suchen. Auf Erdbeben, die in der Nähe des Meeres auftreten, folgen meist gigantische Flutwellen, da auch der Meeresboden in Mitleidenschat gezogen wird. Diese Flutwellen kündigen sich fast immer dadurch an, dass das Wasser von der Küste zurückweicht, um dann innerhalb von Minuten in einen gigantischen Tsunami zurückzukehren. Tsunamis, die manchmal die unglaubliche Höhe von rund 73 Metern erreichen, türmen sich erst dann zu voller Höhe auf, wenn sie sich der Küste nähern. Der große Tsunami des Erdbebens von 1923 in Tokio-Yokohama brachte auf dem offenen Meer kein Schiff zum Kentern, aber sie versenkte oder zertrümmerte die im Hafen vor Anker oder im Dock liegenden Schiffe, als sie die Küste ereichte und Yokohama überflutete. Nicht jedes starke Seebeben führt automatisch zu einem Tsunami: verursacht das Seebeben nur einen seitlichen Versatz des Meeresbodens, wird vergleichsweise wenig Wasser bewegt und es entsteht kein Tsunami. Der Ausbruch eines Unterwasser-Vulkans kann ebenfalls einen Tsunami verursachen, falls das ausgestoßene Material (Asche, Lava) in kurzer Zeit eine große Wassermasse verdrängt. Auch Auswirkungen von außen auf das Meer können Ursache für einen Tsunami sein, z.B. großvolumige Erdrutsche nach Vulkanausbrüchen. Der Einschlag von großen Meteoriten oder gar Kometen ins Meer haben in der Erdgeschichte die größten Tsunamis aller Zeiten verursacht. Tsunamis breiten sich mit einer Geschwindigkeit von bis zu 1000 km/h im Meer aus. Bei jenen, die durch ein Seebeben entstehen, hängt die Geschwindigkeit von der Meerestiefe ab. Was sich ausbreitet ist die Welle, das Muster der Veränderung der Höhe des Wasserpegels samt der Energie, die in der Welle steckt. Gefährlich wird es, wenn die Welle auf feststehende Hindernisse im Meer (kleine Inseln, Bohrinseln, Leuchttürme) trifft oder in den immer flacher werdenden Küstenbereich größerer Landmassen einläuft. Nähert sich zuerst ein Wellental dem Land, fließt Wasser vom Strand in das Wellental. Dadurch wird der Strand oft großflächig trockengelegt. Wer diese Erscheinung richtig deutet, hat noch Zeit, seine Umgebung zu warnen und vom Strand zu flüchten, denn bei der großen Wellenlänge des Tsunamis dauert es zig Minuten bis zu 1/2 Stunde, bis dann die zerstörerische Flutwelle kommt. Es baut sich dann in kurzer Zeit eine ansteigende Flutwelle auf. Der ersten Welle folgen meistens weitere, zum Teil noch gefährlichere als die erste. Gefährlich sind nicht nur die Wellenberge sondern auch die Wellentäler. Obwohl die Welle durch Bremsung auf dem Meeresgrund und an der Küste schwächer wird, fließt das Wasser in den immer noch weiten Wellentälern mit einem ungeheuren Sog ab, der Dutzende von Kilometern weit ins Meer hinausreicht. Meeresboden fällt weit über das Maß einer normalen Ebbe trocken, Hafenbecken entleeren sich bis auf den Grund. Das stärkste, je gemessene Erdbeben mit Epizentrum in der Nähe der südchilenischen Hafenstadt Valdivia und einer Stärke von 9,5 auf der Richterskala erzeugte 8 Tsunamis im Abstand von ungefähr einer Viertelstunde. Nach 15 Stunden traf die erste Welle in der Hafenstadt Hilo auf Hawaii ein, 10.000 km entfernt vom Epizentrum. Der bisher folgenschwerste Tsunami in der Menschheitsgeschichte wurde ausgelöst durch das viertschwerste Erdbeben seit 100 Jahren mit Stärke 9,0 auf der Richterskala. Das Epizentrum lag 65 km vor der Westküste Nord-Sumatras im Indischen Ozean. Hauptsächlich betroffen sind Indonesien, Thailand, Sri Lanka, Indien und die zahlreichen Inselgruppen im Indischen Ozean (Seychellen, Lakkadiven, Andamanen, Nikobaren). Selbst im fernen Afrika sind Opfer zu beklagen. Es starben 225.000 Menschen. Entscheidend ist, rechtzeitig aus dem gefährdeten Küstenbereich zu höheren Standorten oder ins Inland zu flüchten. So deutete eine 10-Jährige aus England, die wenige Wochen zuvor in der Schule die Besonderheiten eines Tsunamis kennen gelernt hatte, das plötzliche Zurückweichen des Wasser am Strand bei Phuket am 26.10.04 richtig als typisches Kennzeichen eines Tsunamis. Sie alarmierte ihre Mutter und zusammen gelang es ihnen, auch alle anderen am Strand und im nahen Hotel zu warnen. Alle Personen in diesem Strandbereich konnten sich rechtzeitig in Sicherheit bringen, bevor die erste Welle über den Strand hereinbrach. An anderen Stränden, nur wenige Hunderte Meter weiter, mussten viele Hunderttausende Ahnungslose sterben. Die Erdbebentätigkeit ist an den Verwerfungslinien zwischen den tektonischen Platten der Erde am meisten ausgeprägt. Es sind dies die getrennten Kontinental- und Meeresbodenmassen, die sich, getrieben von den Strömungen im flüssigen Erdinneren, über dem Magma in den tieferen Bereichen der Erdkruste bewegen, wobei es zu Erdbeben kommt, wenn sie entlang der Verwerfungslinien aneinander stoßen, sich reiben oder übereinander schieben. Die Hauptbeben-Zonen entlang der Grenzen der tektonischen Platten sind der so genannte „Feuerring“, zu dem Indonesien, Japan, Alaska, Kalifornien, die Westküste Zentral- und Südamerikas und ein Teil der Karibik.Vor Sumatra, den Nikobaren und den Andamanen schiebt sich die indisch-australische Platte, die einen großen Teil des Indischen Ozeans umfasst, in einer 1.000 Kilometer langen Bruchzone mit ca. 7 cm pro Jahr in Richtung Nordosten unter die eurasische Platte. Dies geschieht normalerweise mit vielen kleinen Rucken. Das Epizentrum des Seebebens liegt am Rand der Indisch-Australischen Platte, die sich unter die Eurasische Platte schiebt. Erste Berechnungen ergeben ein Absinken der Indisch-Australischen Platte um bis zu ca. 10 m verbunden mit einer gewaltigen Rissbildung auf einer Länge von über 1000 km. Dieser plattentektonische Vorgang verursachte einen der schwersten Tsunami in der Geschichte der Menschheit. Dieses stärkste Beben in der Region seit 1924 hatte die Stärke 8,1; das Epizentrum lag zwischen Australien und der Antarktis, rund 500 Kilometer nördlich von Macquarie Island. Am 26.12. kam es zu einer ruckartigen Anhebung des Meeresbodens auf zuerst 500 Kilometern Länge, die sich durch die zahlreichen Nachbeben auf 1.000 Kilometer ausdehnte. Dabei bewegte sich der Meeresboden der eurasischen Platte in dieser Länge um 10 bis 30 Meter nach oben. Diese plötzlichen Vertikalbewegungen lösten Flutwellen, Tsunamis aus, die den ganzen Indischen Ozean durchzogen und an einigen Stellen die Küsten überschwemmten. Im Jet Propulsion Laboratory der NASA stellten US-Forscher fest, dass sich durch die Verlagerung der tektonischen Platten in Folge des schweren Bebens die Erdrotation beschleunigt haben könnte. Auf Grund der bei dem Beben bewegten Erdmasse komme man rechnerisch darauf, dass die Länge eines Tages um 3 Mikrosekunden kürzer geworden sei. Außerdem habe die Erdachse bei dem Beben einen Schlag um rund 2,5 Zentimeter bekommen. Ferner wurde die europäische Platte um 1 cm emporgehoben und um 2 cm nach Norden verschoben, rutschte aber nach wenigen Minuten wieder in ihre Ausgangslage zurück. Eine weitere Folge der Verschiebung der tektonischen Platten ist das Versinken von 15 kleineren der 572 Inseln der Andamanen und Nikobaren unter den Meeresspiegel. Darüber hinaus wurden die Nikobaren und die vor der Nordwestküste Sumatras und damit dem Epizentrum am nächsten gelegene Simeulue-Insel messbar etwa 15 Meter in südwestliche Richtung verschoben. Das Beben ereignete sich fast exakt (1 Stunde früher) ein Jahr nach dem verheerenden Erdbeben in Bam (Südiran). Das Beben erinnert auch an den Ausbruch des Krakatau 1883, der aufgrund einer Flutwelle 36.000 Menschen das Leben kostete. Bei keinem anderen Ereignis seit dem 29. April 1991, als vor der Küste Bangladeschs ein verheerender Wirbelsturm tobte und eine anschließende 6 Meter hohe Flutwelle hervorrief, der die Küstenregionen verwüstete und etwa 200.000 Todesopfer insgesamt forderte, sind so viele Menschen ums Leben gekommen. Die größten historischen Erdbeben bisher – Todesopfer 893: Iran – 150.000 1201: Ägypten/Syrien – weit über 1 Million 1556: Nordchina – 830.000 1737: Kalkutta/Indien – 300.000 1755: Lissabon/Portugal – ca. 100.000 allein in Lissabon (Seebeben) 1850 : China – 300.000 1908 : Messina, Reggio Calabria/Italien – größter Tsunami im 20. Jh. – ca. 80.000 1920/1927: China – mehr als 200.000 1976: Tangshan/China – mehr als 255.000 starke Beben mit Magnitude 6 und höher finden durchschnittlich alle 3 Tage statt. Dass wir davon selten etwas mitbekommen, liegt daran, dass die meisten dieser Erdbeben von den Medien kaum wahrgenommen werden, weil sie nur wenig Schaden verursachen: oft liegt ihr Epizentrum in Gebieten mit geringer Bevölkerungsdichte, guter Bausubstanz oder im Meer. Die Erdbeben im 20. Jahrhundert haben mehr als 2 Millionen Menschen getötet. Die volkswirtschaftlichen Schäden betrugen im Jahr 2000 ca. 310 Mio. Euro und in den letzten 10 Jahren ca. 6 Mrd. Euro. Der höchste bisher gemessene Wert auf der Richter-Skala beträgt 9,5 (bei mehr als 10 würde ein ganzer Kontinent aufreißen),festgestellt beim Seebeben 1960 im Pazifik vor der Küste Chiles. Das aktuelle Seebeben am 26.12.2004 an der Westküste Nord-Sumatras war das fünft stärkste in den letzten 100 Jahren.

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