LOCKERUNGSÜBUNGEN – AUFMERKSAMKEIT SAMMELN
Stell dir vor, du sitzt am Schreibtisch
und arbeitest an einem Referat. Dein Körper nimmt allmählich eine
unbequeme Haltung ein, einige Muskeln verkrampfen sich. Dadurch wird
automatisch ein Teil deiner Aufmerksamkeit von deinem Referat abgezogen.
Stell dir nun vor, dass du, während du mit deiner Arbeit fortfährst,
von einer gewissen Lustlosigkeit befallen wirst. Auf einmal ist das
Referat eine lästige Pflicht, und hundert Gedanken kommen dir
unordentlich in den Sinn. Und weg ist die Aufmerksamkeit!
Die Lockerungsübungen spielen bei jedem
Training eine wichtige Rolle. Geistige Entspannung sollte stets beim
Körper beginnen. Der Schlüssel zur Entspannung des Körpers ist die
Konzentration auf die körperliche Empfindung der Entspannung. Indem du
Spannungen aus den Schultern löst, tief und gleichmäßig atmest, setzt du
den physischen Ausdruck der Spannung frei. Lass deine Atmung langsam
und rhythmisch werden, ohne jedoch etwas zu erzwingen. Lass den Atem
ganz natürlich fließen.
Auf einmal sind deine Sinne wieder geschärft, dein Bewusstsein wird frischer und wacher.
Wenn du Schwierigkeiten hast, die
Gedanken abzuschalten, ist das Zählen eine Möglichkeit. Artikuliere bei
jedem Ausatmen im Geiste langsam die Zahlen von eins bis zehn, dann
wieder rückwärts. Erlaube deinen Gedanken, zwischen den Zahlen zu
passieren, richte dann aber deine Aufmerksamkeit wieder auf die Zahlen.
Oder aber du visualisierst dein Bewusstsein als einen weiten, offenen,
blauen Himmel; die Gedanken sind Vögel, die zunächst auftauchen, über
dich hinweg fliegen und dann am Horizont wieder verschwinden.
AUFMERKSAMKEIT
Konzentration ist die Kunst, bestimmte
Dinge hereinzulassen und andere auszusperren. Sie ermöglicht uns,
logisch und klar zu denken. Unsere Aufmerksamkeit verlagert sich
ständig. Sie ist dynamisch, immer in Bewegung und konzentriert sich also
im einen Augenblick auf eine und im nächsten auf eine andere Sache, um
einen Gesamtzusammenhang herzustellen. Es ist das Wesen der
Aufmerksamkeit, abzuschweifen, sich zu erinnern und künftiges
vorwegzunehmen. Diese geistige Bewegung verleiht deiner persönlichen
Welt das Gefühl von Kontinuität, Zusammenhang und Perspektive. Der
Konzentration sind bestimmte Grenzen gesetzt. Man kann sich nur so lange
auf eine bestimmte Sache konzentrieren, wie unsere Aufmerksamkeit nicht
zu etwas anderem abschweift. Eine andere Einschränkung besteht darin,
dass wir nur eine bestimmte Anzahl von Dingen zur gleichen Zeit
verarbeiten können. Wenn du dich konzentrieren musst, nimm eine
Körperhaltung ein, die es dir leichtmacht, deine Aufmerksamkeit zu
sammeln.
Übung: stelle einen Wecker vor dem
Fernsehbildschirm auf, am Besten wenn gerade Werbung gezeigt wird oder
die Nachrichten, konzentriere dich zwei Minuten lang nur auf die
Bewegung des Sekundenzählers – erlaube dem Fernseher nicht, das Zentrum
deiner Aufmerksamkeit zu verlagern.
Interesse ist die emotionale Komponente
der Aufmerksamkeit. Ob dich etwas interessiert oder nicht, hängt
weitgehend davon ab, wie neugierig und wissbegierig du bist. Mit einer
wissensdurstigen Geisteshaltung registrierst du Dinge, an denen du
normalerweise vorbeigehen würdest; je mehr du siehst, desto eingehender
möchtest du schauen und wahrnehmen.
Ein leistungsfähiger Geist ist der
ideale Nährboden für Ideen, die hier Wurzeln schlagen, keimen und reifen
können. Gute Konzentration setzt voraus, dass man sich Prioritäten und
Ziele setzt bei einer sinnvollen Zeiteinteilung. Wenn man eine klare
Vorstellung von dem hat, was wichtig ist, kann man die Ressourcen
gezielt einsetzen und die Aufmerksamkeit am Abschweifen hindern.
Übung: fahre mit einem Bleistift langsam
über ein leeres Blatt Papier und versuche dabei, deine Aufmerksamkeit
auf die Bleistiftspitze zu richten. Sobald deine Gedanken abschweifen,
zeichne einen Zacken; mach so weiter, bis zum Rand und ohne abzusetzen,
darunter, etc. Wie lange ist es dir gelungen, dich zu konzentrieren?
Dasselbe kannst du bei der Lektüre eines schwierigen Textes versuchen;
setze jedes Mal einen Strich am Ende der Zeile, die du gerade liest,
wenn du merkst, dass dir andere Gedanken in den Sinn kommen, und beginne
dann wieder an der Stelle zu lesen, an die du dich noch erinnerst. Am
Ende der Seite prüfe nach, was du vom Gelesenen behalten hast. Kannst du
dich nicht mehr an das Wesentliche erinnern, so lese die Seite noch
einmal durch.
STEIGERUNG DER GEISTESKRAFT
Unser Geist wird nur durch
kontinuierliche Beanspruchung wirklich leistungsfähig. Man muss sich für
längere Zeit konzentrieren können und man muss beharrlich sein. Man
muss die Aufmerksamkeit dorthin lenken, wo man sie haben will. Mit der
Zeit gewöhnt sich der Geist daran, sich zu konzentrieren, und das Denken
wird klarer.
Übung: Sag eine Zahlenreihe auf, z.B. 3,
6, 9, 12…, während du eine andere niederschreibst: 4, 8, 12, 16….Sag
dann die Reihe 4, 8, 12, 16 auf, während du die absteigende Reihe 100,
98, 96…niederschreibst. Setze die Reihe 3, 6, 9, 12…fort, und mache dir
gleichzeitig ein geistiges Bild der Reihe 5, 10, 15, 20….
Ersetze die Buchstaben der folgenden
Wörter durch die ihnen entsprechenden Zahlen. Das Wort Sonnenschein
würde also lauten: 19-15-14-14-5-14-19-3-8-5-9-14. Gewitter –
Stillschweigen – Tischlein deck dich – Bienensummen – Zwiebel –
Seitental – Gorilla – Venus – Mondschein – Blumenkranz – Steckenpferd –
Gold. Lese danach obgenannte Wörter rückwärts. Oder: Wenn dir jemand
vorgestellt wird, versuche Vor- und Nachnamen bildlich rückwärts zu
lesen. Bilde aus beliebig vielen Buchstaben der folgenden sechs Wörter –
Geist (8 Wörter) – Gehirn (15 Wörter) – Aufmerksamkeit (60 Wörter) –
Ausdauer (15 Wörter) – Training (15 Wörter) – Konzentration (60 Wörter)
jeweils mindestens so viele neue Wörter wie angegeben: z.B. aus WORT:
rot, wo, Ort, Tor…
Bewältige jeden Tag eine Aufgabe, die
deine ganze Konzentration beansprucht. Versuche dich immer mehr an
Aufgaben, die dir Probleme bereiten.
VORSTELLUNGSKRAFT
Eine Vorstellung ist ein anschaulicher
geistig-seelischer Inhalt, ein Bild, das in seinen Elementen auf
Wahrnehmungen zurückgeht. Entsprechend den einzelnen Sinnesgebieten gibt
es visuelle, auditive, taktile, Geruchs- und Geschmacksvorstellungen.
In unserem Geist können wir uns eine Sonnenblume in allen Einzelheiten
genau vorstellen, ohne dass wir sie in der Hand halten. Geistige Bilder
können konkrete Gegenstände wiedergeben, aber auch abstrakte Ideen
darstellen. Manche Menschen können klare dreidimensionale Bilder vor
ihrem geistigen Auge sehen, so wie Nicola Tesla es tat, der Erfinder der
nach ihm benannten Beleuchtung, des Hochfrequenztransformators und der
Hochspannungselekrizität, andere hingegen können überhaupt kein Bild
erzeugen. Tesla besaß eine bemerkenswert ausgeprägte Vorstellungskraft,
konnte problemlos dreidimensionale Maschinen vor seinem geistigen Auge
erzeugen und testen; diese Bilder waren absolut detailgetreu und so klar
wie ein genauer Konstruktionsplan. Er war vermutlich ein Eidetiker, ein
Mensch, dem es gelingt, den Inhalt einer Zeitungsseite aus dem Kopf
wortgetreu wiederzugeben, nachdem er sie nur einige Sekunden lang
betrachtet hat. Die Genauigkeit eines geistigen Bildes hängt in großem
Maße davon ab, wie eingehend man sich mit dem Original befasst hat.
Übung: Das Visualisieren kann man üben
mit allem, was das Interesse weckt. Beim Lesen z.B. kann man sich
zwischendurch die Zeit nehmen, sich den Text eines Romans bildlich
vorzustellen, den Ort der Handlung, die Hauptpersonen etc. Genauso einen
Zeitungsartikel.
Man kann sich etwas vorstellen, das es
in Wirklichkeit nicht gibt, so z.B. einen Fluss aus Honig, oder etwas
das es gibt, wie z.B. einen plätschernden Bach, oder die letzte Person,
die man gesehen hat, bevor man daheim angekommen ist…Visualisiere neun
Dinge, die blau sind (Kornblume, Nacht…), wiederhole die Übung mit den
anderen Farben. Visualisiere 7 Dinge, die mit dem Buchstaben P beginnen.
Visualisiere 10 Dinge, die kleiner als deine Hand sind, visualisiere
Dinge, die größer als ein Boot sind. Betrachte ein Heft, schließe die
Augen und sehe das Nachbild. Sobald das Bild verschwindet, öffne die
Augen, betrachte es wieder, schließe die Augen, sehe wieder das
Nachbild. Wiederhole diese Übung einige Male, so oft du willst, bis du,
wenn auch nur für einen Augenblick, ein klares Bild sehen kannst.
Versuche dann bewusst, das Nachbild deines Heftes nach Belieben zu
erzeugen. Visualisiere einen Stift und male dir dann bildlich aus, wie
er langsam einen Kreis um dich herum zieht; zuerst vor dir, dann links,
hinter dir, rechts, schließlich wieder vor dir. Visualisiere alle
Menschen, die mit dir heute gesprochen haben. Wie sahen sie aus? Haar-
und Augenfarbe? Kleidung? Visualisiere die Menschen, die du gestern
getroffen hast, vorige Woche, im letzten Urlaub…Visualisiere ein Gefühl:
Stelle dir bildlich das Gefühl des Erstaunens vor, ohne dabei einen
bestimmten Gegenstand oder eine Erinnerung zu sehen. Stelle dir die Nähe
eines Berges bildlich vor, ohne den Berg selbst zu visualisieren.
Erzeuge ein Bild von fünf Naturgeräuschen, lasse vor dein geistiges Ohr
ein Musikstück ertönen, mache dir ein geistiges Bild von fünf gedämpften
Geräuschen, stelle dir vor wie das Händeklatschen klingt, den Klang
einer Stimme einmal lauter einmal leiser. Entspanne dich und
visualisiere wie du dir die Hände wäschst, detailgetreu wie du dich
anziehst, visualisiere musikalische Aktivitäten, visualisiere die
Tastempfindung von Pflanzen, erzeuge ein klares Bild vom Geschmack von
Kaffee, Früchten etc., erzeuge die Empfindung von jedem Grundgeschmack
auf der Zunge (süß, sauer, bitter, salzig) und kombiniere diese
Eigenschaften miteinander, stelle dir die Mischung vor: Krautsalat mit
Müsli etc. Erzeuge ein Bild des Geruchs von Meer, Wald, Reh,
Feuchtigkeit, Veilchen, Käse, Stall…
Durch gezieltes Einsetzen der
Vorstellungskraft kann man die tatsächliche Ausführung eines Vorhabens
in vielfacher Hinsicht positiv beeinflussen. Geistige Bilder üben eine
Wirkung auf Intellekt, Gefühle und Körper aus. Zwischen unseren
geistigen Bildern und unseren Gefühlen besteht eine enge Verbindung.
Trainiere deine Vorstellungskraft, damit sie leichter reagiert. Bemühe
dich, stets geistige Kopien von allem anzufertigen, was du hörst,
siehst, riechst, berührst, empfindest. Mache deine innere Welt so groß,
wie du möchtest.
WÖRTER
Worte sind die sichtbare Oberfläche der
Gedanken. Lesen trainiert unseren Geist, indem es uns Gedanken und
Ansichten analysieren und beurteilen lässt. Schreiben fordert unseren
Geist dadurch, dass wir selbst Gedanken ausdrücken. Höre auf deinen
inneren Monolog und erkenne, in welcher Weise er deine Lebenseinstellung
beeinflusst. Wandle negative Gedanken in positive um.
Übung: versuche mit jedem Buchstaben
eines Wortes einen sinnvollen Satz zu bilden. Denke dir zu
Eigenschaftswörtern Wörter oder Wortverbindungen aus die denselben Sinn
ergeben. Erfinde neue Wörter für die Gegenstände, die jetzt vor dir
liegen, versuche lautliche Gebilde zu erzeugen, die der Form dieser
Gegenstände entsprechen. Stelle dir vor, du musst den Schnee einem
Fremden erklären, der ihn nie gesehen hat. Denke dir ein Wort aus und
erfinde dazu eine Geschichte. Spreche die folgenden Zungenbrecher so
schnell wie möglich aus: Fischers Fritze fischt frische Fische frische
Fische fischt Fischers Fritze – zwischen zwei Zwetschgenbaumzweigen
zwitschern zwei geschwätzige Schwalben – kein klein Kind kann Kirschkern
knacken.
GEISTIGE STÄRKE
Jedes Problem, gleichgültig ob es
abstrakter Natur ist oder mit Beziehungen, Arbeit, Geld etc.
zusammenhängt, lässt sich durch direkte Konfrontation, Organisation,
Prüfung, erheblich leichter lösen. Man muss die mit dem Problem
zusammenhängenden Informationen übersichtlich anordnen und sich auf den
Kern der Sache beschränken. Alles was überflüssig ist oder nicht direkt
zur Sache gehört, wird ignoriert. Eine visuelle Darstellung, eine
einfache Skizze oder ein Diagramm, kann sehr hilfreich sein, wenn die
gegebenen Informationen zusammenhängend und übersichtlich angeordnet
sind. Oft stellen sich Ideen zu Problemlösungen plötzlich ein, wenn man
einfach nur ausspannt oder sich in irgend einer Weise spielerisch
betätigt.
„Die reine Formulierung eines Problems ist oftmals weit wichtiger als seine Lösung…“ Albert Einstein.
GEDÄCHTNIS
Das Langzeitgedächtnis ist unser
ständiger Informationsspeicher. Es bewahrt konkrete Erinnerungen auf,
wie z.B. der erste Schultag, aber auch das Wissen, wo man wohnt, die
Sprache, die man spricht, und abstrakte Erinnerungen, wie z.B. unsere
persönlichen Wertvorstellungen.
Direkt nachdem man etwas sieht, hört
oder fühlt, klingt die Wahrnehmung einen kurzen Moment lang nach.
Visuelle Bilder halten am kürzesten an, gehörte Bilder schon etwas
länger, und die übrigen Wahrnehmungen können mehrere Sekunden lang
andauern. Dieses Verweilen bezeichnet man als sensorisches Register oder
als Echogedächtnis. Diese Gedächtnisstufe dient hauptsächlich dazu,
Kontinuität in unsere Wahrnehmungen zu bringen.
Einfache Informationen, wie Wörter,
Namen, Zahlen, sowie daraus zusammengesetzte komplexere, wie Listen,
Einkaufszettel und dergleichen, müssen im Kurzzeitgedächtnis
verschlüsselt werden. Je eingehender wir uns gedanklich mit einer
bestimmten Sache beschäftigen, desto eher können wir sie indizieren und
uns später anhand zahlreicher Assoziationen an sie erinnern. Je mehr
Muster, bestimmte Charakteristika, Bilder, Assoziationen und
Bedeutungsinhalte wir finden, desto reicher und zugänglicher werden
unsere Erinnerungen.
Wir neigen dazu, uns an das zu erinnern,
was uns wichtig ist. Wir vergessen hauptsächlich deshalb so viel, weil
wir nur höchst selten genau zuhören. Entweder schweift unser Geist nach
kürzester Zeit ab, oder aber wir konzentrieren uns nur auf die Worte,
die wir selbst sagen wollen. Um unser Erinnerungsvermögen zu steigern,
können wir bei jeder anstehenden Sache entscheiden, ob sie tatsächlich
wichtig ist oder nicht. Wir motivieren uns selbst, diese bestimmte Sache
in Erinnerung zu behalten. Zu diesem Zweck ist es wichtig, die
Gewohnheit zu entwickeln, sich auf alles zu konzentrieren, was man tut,
liest, hört, sieht, empfindet oder schmeckt. Lernt man beispielsweise
jemand kennen und möchte nicht seinen Namen vergessen, so achtet man auf
den Klang des Namens, hört er sich sanft oder hart an, passt er zur
Person, wie sieht die Person aus, wie riecht sie etc. Mithilfe der
Vorstellungskraft und visueller Assoziationen kann man sich besser an
Dinge erinnern. Will man z.B. nichts vergessen von der Einkaufsliste, so
stellt man sich die Straße bildlich vor, wo man einkaufen muss, legt
die Dinge, an die man sich erinnern will, an bestimmte Stellen in dieser
visualisierten Straße. Versuche, dir die Gegenstände möglichst groß und
auffallend vorzustellen. Je bizarrer das Bild aussieht, desto besser
wirst du dir alle Einzelheiten einprägen. Oder präge dir folgende
Reimwörter ein und assoziiere die Dinge von der Einkaufsliste mit den
Zahlen: 1 ist der Heinz, 2 ist ein Ei, 3 ist der Brei, 4 ist das Bier, 5
sind die Strümpfe, 6 ist die Hex, 7 sind die Rüben, 8 ist die Nacht, 9
ist die Scheune, 10 sind Zehen. Dieselben Verfahren wendest du an, wenn
du z.B. eine Rede vorbereiten musst, und du wirst sicher nichts
vergessen.
Übung: Was hast du gestern um diese Zeit
gemacht? Wie warst du am Wochenende angezogen? Was hast du vor drei
Tagen gegessen? Was merkst du dir leicht, was nicht? Eine Übung für das
Kurzzeitgedächtnis ist, in Gegenwart einer zweiten Person einen Satz aus
einem Buch laut vorzulesen, dann leise, der Person den Satz zu
wiederholen, indem du ihr in die Augen schaust, die Person muss dann den
Satz nachsprechen. Wenn jemand einen Fehler macht, so wird der Satz
wieder gelesen, und die Rollen werden ausgetauscht. Weitere Übungen:
Erinnere dich an etwas, das du nie vergessen möchtest. Visualisiere
jeden Abend bevor du einschläfst, die Ereignisse des zu Ende gegangenen
Tages; was du gesehen, gehört, gerochen, geschmeckt und gefühlt hast.
Unser Erinnerungsvermögen vermittelt uns
das Gefühl, in den Kontext einer eigenen Geschichte und eines
bestimmten Lebensweges eingebunden zu sein. Unsere alltäglichen Gedanken
setzen sich aus Plänen, Erwartungen und Erinnerungen zusammen, die uns
ein Gefühl von Kohärenz vermitteln. Wir blicken vom Hier-und–Jetzt in
die Vergangenheit zurück und bekommen ein Gefühl für den Zeitablauf.
Unser Erinnerungsvermögen ist nicht nur das, womit wir uns erinnern,
sondern auch das, womit wir vergessen. Achte nur auf das, was du dir
wirklich einprägen willst und vergesse das Übrige. Setze alles, woran du
dich erinnern willst, in einen geistigen Zusammenhang; sehe das
Globale, nicht nur die Einzelheiten. Wenn du dir eine Information
einprägen willst, konzentriere dich auf die Bedeutung. Baue dir
Eselsbrücken, setze das zu erinnernde Material um in Bilder,
Vorstellungen oder Geschichten. Frage dich in regelmäßigen Abständen, an
welche vergangenen Ereignisse oder Informationen du dich erinnern
willst oder musst.
GEISTIGE FLEXIBILITÄT
Es gibt zwei geistige Fähigkeiten, die
wir kontinuierlich einsetzen müssen, um die uns umgebende,
unübersichtliche Vielfalt an Bildern, Klängen, Tastempfindungen,
Gerüchen und Geschmäcken sichern und einordnen zu können: die zur
Analyse und die zur Synthese.
Die Analyse ist derjenige Vorgang, durch
den man große Ideen, Vorstellungen oder Theorien in ihre Komponenten
zerlegt. Sie ist die systematische Untersuchung eines Gegenstandes oder
Sachverhalts hinsichtlich der einzelnen Komponenten oder Faktoren, die
ihn bestimmen. Ein anderer Aspekt des analytischen Denkens ist die
Fähigkeit zu schätzen, wie groß oder klein, schnell oder langsam etwas
ist. Die Analyse splittert die Dinge auf, die Synthese fügt sie
zusammen. Gemeinsam sorgen sie für die geistige Artikulation und für
präzise Gedankenabläufe.
Die Synthese ist der Vorgang, durch den
man mehrere kleine Informationseinheiten zu einer Gesamtheit
zusammensetzt. Um ein genaues Bild zu erhalten, sammeln wir alle
Informationsteilchen und decken Muster, Beziehungen und Ursachen auf, um
ein Gesamtbild zu erhalten.
Aus Bequemlichkeit behalten wir die
kindliche Verfahrensweise bei, alle Dinge in solche, die wir mögen, und
solche, die wir nicht mögen, einzuteilen, ohne uns jemals eingehender
mit ihnen zu befassen. Wir sehen in der Regel alles unter einem einzigen
Gesichtspunkt und entwickeln deshalb auch unverrückbare Meinungen und
Glaubenssätze. Wir verstricken uns so sehr in unser geistiges Muster,
dass wir nicht mehr erkennen, in welchem Ausmaß unser Geist für unsere
Erfahrungen verantwortlich ist.
Wir benutzen unsere Intelligenz zum großen teil dazu, Muster zu erkennen.
Übungen analytisches Denken: Wenn du das
nächste Mal eine Sinfonie hörst, versuche dich dabei nur auf ein
einzelnes Instrument zu konzentrieren. In wie viele unterschiedliche
Kategorien kannst du den Begriff Wissenschaft unterteilen? Schreibe auf,
wie viele Einzelschritte du ausführen müsstest, um einen Computer zu
kaufen und damit umzugehen. Wie viel von deiner Zeit verbringst du mit
essen, schlafen, ausruhen, arbeiten, tagträumen etc.? Du stellst dir
vor, wie eine alte Frau Mühe hat, in den Bus zu steigen, und eine junge
hinter ihr unter Zeitdruck steht. Betrachte die Situation aus der Sicht
der alten Frau, der jungen hinter ihr, des Busfahrers. Wie weit kommst
du mit 10 Schritten? Wie schwer ist dein linker Arm? Wie groß ist dein
Schreibtisch?
Syntheseübungen: Überdenke die Aussage:
Die meisten Menschen sterben zu Beginn des neuen Tages. Versuche bei
folgender Situation das Gegenteil zu denken, von dem was du
normalerweise denken würdest: Du bist gefeuert worden; zähle fünf für
dich positive Auswirkungen dieser Situation auf. Löse folgende Aufgabe:
Moni und Toni sind gleichaltrig. Moni ist älter als Loni, die wiederum
älter ist als Vroni. Erni ist älter als Vroni, aber jünger als Moni und
Loni. Toni ist jünger als Heini. Ordne die jungen Leute nach der
Reihenfolge ihres Alters. Eine gute Methode, deine Synthesemuskeln in
Form zu bringen, ist, eine Reihe von Hypothesen über gegenwärtige
Ereignisse (beliebig ausdehnbar) aufzustellen: In deiner Nachbarschaft
ist es an diesem Morgen auffallend ruhig.
In der Regel neigen wir dazu, uns mit
Beweisen zufrieden zu geben, die eine aufgestellte Behauptung
bestätigen. In vielen Bereichen unseres Lebens versuchen wir nur, unsere
Ausnahmen zu bestätigen, nicht aber, sie zu widerlegen. Eine Hypothese
kann sich niemals als wahr erweisen; sie kann lediglich gestützt oder
widerlegt werden.
Mache es dir zur Gewohnheit, darauf zu
achten, wie du deine Erfahrungen einordnest, nach welchen Kriterien du
deine Beobachtungen bewertest. Schalte auf verschiedene Standpunkte um,
versetze dich in die Lage anderer Menschen, glaube nicht immer alles
unbesehen, bediene dich wann immer möglich der wissenschaftlichen
Methode, indem du möglichst objektiv bleibst und gegebenenfalls auch
bereit bist, ein Scheitern des Versuches anzuerkennen.
DIE WAHL
In vielen Fällen hängt eine Wahl nicht
von logischer Überlegung oder Vernunftgründen ab. Um eine kluge Wahl zu
treffen, sollte man sämtliche Möglichkeiten nach einem System
überprüfen, das sowohl die rationalen als auch die emotionalen Faktoren
berücksichtigt, und man muss wissen, was man will. Eine Zielsetzung
sollte inhaltlich so weit wie möglich gefasst werden, andernfalls könnte
die Entscheidung am Wesentlichen vorbeigehen oder die
Lösungsmöglichkeiten könnten unnötig eingeschränkt werden. Wenn du
weißt, welches Ziel du erreichen willst, und dir dann mögliche
Alternativen überlegst, wird dein Entschluss wesentlich effektiver
ausfallen. Stelle dir folgende Fragen: Was willst du erreichen? Was
willst du bewahren? Was willst du vermeiden? Wähle wenigstens eine
unerlässliche Bedingung, die unbedingt berücksichtigt werden soll. Das
Ergebnis deiner Überlegungen sollte eine Liste mit Stichwörtern sein,
die dein Ziel möglichst genau definieren. Grenze nun dein Ziel anhand
deiner Kriterien ein. Bieten sich mehrere Alternativen an, so schreib
alle Vor- und Nachteile dieser Möglichkeiten auf. Auf diese Weise kannst
du sie leichter gegeneinander abwägen, nach möglichen Fehlern suchen,
und schließlich deine Wahl treffen. Jedes Mal wenn Albert Einstein vor
einer Entscheidung stand, erzählt man sich, holte er eine Münze und warf
sie. Sobald er sah, für welche Möglichkeit sich der Zufall entschieden
hatte, fragte er sich, was er dabei empfand: Hatte er ein gutes Gefühl,
so nahm er die Entscheidung an, war ihm nicht wohl dabei, wählte er die
andere Alternative.
Die persönlichen Ziele sind eines der
wichtigsten Aspekte der geistigen Fitness. Sie bewirken, dass wir unsere
Zeit, unsere Energie, unsere Kreativität sinnvoll einsetzen. Wandle
jeden größeren Wunsch in ein Ziel um und finde heraus, wie du dieses
Ziel am besten erreichen kannst. Überlege dir deine künftige
Handlungsweise, entscheide, welche Maßnahmen am besten zur
Verwirklichung deines Wunsches beitragen würden. Knüpfe sie schließlich
an konkrete Unterziele, indem du jede Maßnahme einzeln spezifizierst,
messbar machst und mit einem Termin versiehst. Das Ziel muss auf jeden
Fall realistisch sein, sollte eine Herausforderung sein, aber nicht so
schwierig, dass man jeglichen Mut verliert. Nimm deine Entscheidungen
bewusster wahr, erkenne, welche Entschlüsse du rein gewohnheitsmäßig und
welche aufgrund bewusster Analyse aller zur Verfügung stehenden Fakten
du fasst. Behalte dein Ziel immer fest im Auge und lasse dich nicht von
ihm ablenken, steuere mit all deinen Entscheidungen darauf zu. Wenn du
vor einer schweren Entscheidung stehst, dann frage deine Gedanken und
Gefühle. Verliere nie deinen großen Ziele aus den Augen und halte an
deine einmal getroffenen Entscheidungen fest.
Übungen: Was war die ungewöhnlichste
Entscheidung deines Lebens? Überlege welche Handlungen notwendig sind,
um im nächsten Jahr nach Costa Rica zu fahren. Überlege Vor- und
Nachteile des virtuellen Kaufs eines Hauses. Wenn du einen Tag lang ein
bestimmtes Tier sein könntest, welches würdest du sein wollen?
IMPROVISATION
Die Kreativität ist ein wesentlicher
Aspekt der Intelligenz. Wir sind dann kreativ, wenn wir eine Idee nicht
von jemand anderem übernehmen, sondern selbst erzeugen. Ein
schöpferischer Akt kann ein Problem lösen, einen bestimmten Zweck
erfüllen oder ein Bedürfnis befriedigen, das sowohl praktischer als auch
emotionaler oder ästhetischer Natur sein kann. In der
Bereitstellungsphase erzeugt und manipuliert man neue Ideen. Man sammelt
unzusammenhängendes Material, stellt neue Verbindungen her und sucht
nach ungewöhnlichen Mustern. Man denkt in spielerischen Bahnen, bricht
Regeln und lässt die Ideen einfließen. In der Auswertungsphase sichtet
man das gesammelte Material und setzt es gegebenenfalls in die Tat um;
man entscheidet, ob eine Idee tatsächlich zu verwirklichen ist. Diese
beiden Phasen ergänzen sich gegenseitig. Zuerst erweitert man sein
Denken, um Ideen zu erzeugen, dann engt man es wieder ein. Viele
Erfindungen kamen dadurch zustande, dass jemand zwei scheinbar völlig
disparate Ideen miteinander kombinierte und sie in etwas vollkommen
Neues umwandelte. Eine gute Methode, im Geiste Verbindungen zu knüpfen
ist der Gebrauch von Metaphern und Gleichnissen. Beide vergleichen zwei
Dinge miteinander und heben deren Gemeinsamkeiten hervor.
Mache es dir zur Gewohnheit, immer noch
ein wenig weiter zu suchen und ein wenig tiefer zu graben. Stelle
Verbindungen her. Gehe kreative Risiken ein. Erforsche das Unbekannte.
Übung: Entwerfe eine kreative Botschaft
für ein neues Parfum, und wie würdest du dieses vermarkten? Die
Vertauschung von Wahrnehmungen ist eine interessante Methode: Wie riecht
das Wort anpassen? Wie fühlt sich die Zahl Neun an? Wie schmeckt Glück?
Welche Form hat der Donnerstag? Wie schmeckt die Farbe Weiß? Wie
würdest du ein Haus ohne gerade Wände bauen? Schreibe dir die Träume
auf, versuche dich daran zu erinnern, worüber du im Traum nachgedacht
hast.
LERNEN
Das Lernen ist ein Vorgang des
Entwickelns neuer Gewohnheiten. Beim Lernen programmieren wir
buchstäblich unser Gehirn. Wenn wir einen Grund haben, eine bestimmte
Sache zu lernen, dann werden wir auch wesentlich größere Fortschritte
darin erziehen. Rat: Bring dich selbst in eine Situation, in der du
gezwungen bist, etwas zu leisten.
Ein Grund, warum Kinder neue
Informationen so schnell und gut aufnehmen, liegt in der Tatsache, dass
sie noch keinerlei vorgefasste Meinungen über die Art und Weise
entwickelt haben, wie sie lernen sollen. Sie wissen nicht, dass sich im
Leben der meisten Erwachsenen Spiel und Arbeit in der Regel gegenseitig
ausschließen. Das Spiel ist jedoch ein wichtiger Teil der Lernerfahrung.
Wenn uns das Lernen Freude bereitet, fällt es uns auch wesentlich
leichter.
Stecke dir bestimmte Lernzeile, d.h.,
die Anzahl der Seiten eines Lehrbuches, und entscheide dann, wie viele
davon du an einem Tag durchgehen willst. Finde heraus, was du über ein
bestimmtes Thema nicht weißt. Visualisiere zu diesem Zweck den
fraglichen Gegenstand in allen Details und stelle dir dazu gezielte
Fragen. Unsere Kenntnis der jeweiligen Sache ist fundierter und
stichhaltiger, wenn wir auch die anderen Standpunkte einer gründlichen
Prüfung unterziehen und sie uns gegebenenfalls zu Eigen machen.
Neuer Lernstoff konfrontiert uns mit
unbekannten, ungewohnten Dingen. Steht die Furcht zwischen uns und
etwas, das wir lernen wollen, dann führt kein Weg daran vorbei: Wir
müssen mitten hindurch. Mit dem Lernen nehmen unsere Angst ab und das
Selbstvertrauen zu. Fehler geben uns die Möglichkeit zu lernen. Irrtümer
sind äußerst wichtig für den Lernprozess. Ein geistiger Block ist, wenn
man glaubt alles zu wissen, und keinen Schritt von einer gefassten
Position abweicht: Mit dieser Einstellung kann man keinerlei wirklich
geistigen Fortschritt erzielen.
Lernen ist untrennbar mit Wandlung der
Standpunkte, der Auffassung, der Einstellung oder der Methode verbunden.
Ebenso wie unsere körperliche ist auch unsere geistige Ernährung oft
sehr unausgewogen. Unser Geist braucht täglich Wahrnehmungen, Eindrücke,
Gefühle, Gedanken und Ideen, um leistungsfähig zu bleiben. Man lernt
nie aus. Je mehr wir sehen fühlen und berühren, desto mehr wird uns
bewusst, was wir alles noch erfahren können, wie ungeheuer groß die Welt
ist. Je mehr wir wissen, desto mehr erkennen wir, was wir alles nicht
wissen.
Übung: Frage dich in jeder für dich
neuartigen Situation, wie an dieser Stelle ein Meister seines Faches
vorgehen würde. Versuche mit einem Stift auf einigen Blättern Papier
einen vollkommenen Kreis zu zeichnen. Wenn du mit einer ungewohnten
Situation konfrontieret wirst, sei flexibel, halte deinen Geist dazu an,
offen und lernbereit zu sein.
Keine Fähigkeit fällt uns in den Schoß:
Wir müssen sie uns durch beharrliches Üben aneignen. Um dafür die Zeit
zu finden, müssen wir Prioritäten setzen. Führe einmal das Experiment
durch, zwei Wochen lang täglich fünfzehn Minuten für das Training deines
Geistes freizuhalten.
Einen leistungsfähigen Geist zu haben
bedeutet nicht unbedingt, imstande zu sein, binnen einer Stunde die
Differentialrechnung zu lernen, sondern vielmehr imstande zu sein, in
genau die Richtung zu denken, in die du denken willst. Aktives Denken
hält deinen Geist fit.
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Intelligenz
Bis zur Geburt ist der größte Teil des
menschlichen Gehirns ausgebildet. Die restliche Zellen und ihre festen
Verknüpfungen entstehen in der kurzen Periode der ersten Wochen und
Monate nach der Geburt. Damit ist dann das eigentliche Gehirnwachstum
abgeschlossen.
Damit das Gehirn damit beginnen konnte,
das erste Wort, den ersten Eindruck der äußeren Welt zu speichern, zu
behalten, irgendwo im Gehirn einzuordnen und wieder zu finden, musste
zunächst einmal ein Grundgerüst, ein Netz aus fest verbundenen Fasern
gebildet werden, an dem sich die späteren Informationen befestigen. Ein
Teil dieser Verknüpfungen unserer Neuronen ist schon vor der Geburt
festgelegt durch die Gene. Der restliche Teil jedoch wird in den
kommenden Monaten vollendet, in denen sich die Gehirnzellen noch teilen
und vermehren und in denen sie mit ihren faserartigen Fortsätzen
gegenseitig Kontakt knüpfen. Und hier passiert etwas Einzigartiges, was
wir im übrigen Körper des Menschen nicht kennen: Die Zellen wachsen je
nach der vorhandenen Umwelt anders. Es ist dies die einzige Zeit, in der
sich äußere Einflüsse, wie die Wahrnehmung durch das Auge, die Nase,
den Geschmack, Hören und Fühlen, in der Ausbildung des Gehirns direkt
niederschlagen können, das heißt in anatomischen Veränderungen, in
festen Verknüpfungen zwischen den wachsenden Zellen. Die Hirnrinde wird
so verdrahtet, dass sie möglichst gut mit derjenigen Umwelt
zurechtkommt, die in den ersten Lebenswochen wahrgenommen wird.
Die Eindrücke unserer fünf Sinne legen
in dieser Zeit von Kind zu Kind unterschiedliche Muster für seine
spätere Denk- und Auffassungsweise fest. Es ist wichtig, ob eine Mutter
dem Baby die Brust gibt oder nicht, und welche Atmosphäre den Säugling
umgibt, einfach weil sein Gehirn alles aufnimmt und speichert, und zwar
in gewisser Weise tiefer als je im späteren Leben. Liebe und Wärme sind
in der ersten Lebensphase, in der sich feste Neuronenbahnen zu einem
Grundmuster von Assoziationen ausbilden, mindestens ebenso wichtig wie
in späteren Alterstufen.
Später eintreffende Informationen der
Außenwelt werden kaum noch verdrahtet, sondern entlang dieses Netzes
über mehrere Stufen in stofflich gespeicherte kodifizierte Erinnerungen
übergeführt. So unterschiedlich die ersten Wahrnehmungen jedes Säuglings
in seinem kleinen Lebenskreis sind, so unterschiedlich sind auch dessen
Auswirkungen auf das sich jetzt bildende Grundmuster des kindlichen
Gehirns.
Die Wahrnehmungsmuster sind von Familie
zu Familie, von Sozialstatus zu Sozialstatus, von Volk zu Volk, von
Kultur zu Kultur sehr verschieden. Bei afrikanischen Eingeborenen sind
es weiche Haut, Wärme, Luft, runde Formen, Natur, Geruch von Boden,
Blätter, Holz, durch Blätter flirrende Sonne, Summen, Kreischen,
Vogelstimmen, Bewegungen, Schaukeln, Schweißgeruch und immer wieder
weiche Haut, den ganzen Tag und die ganze Nacht. So sind die Eindrücke
von Kindern, die auf dem Rücken der Mutter alle Bewegungen mitbekommen,
vorwiegend tastender, fühlender Natur. Das Kind macht die Hantierung der
Mutter körperlich, d.h. tuend mit.
Die 7 Intelligenzen:
SPRACHE
Sprachliche Intelligenz ist die Gabe der
Dichter und Lyriker, Schriftsteller und Redner – der Menschen, die die
Sprache in jeder ihrer Erscheinungsformen schätzen, von James Joyce und
Vladimir Nabokov bis hin zu den Meistern des Rap. Um die sprachlichen
Fähigkeiten eines Kleinkindes zu ermitteln, können Sie es beispielsweise
auffordern, Geschichten zu erfinden. Mit selbst gebastelten
Brettspielen, Puppen, Spielzeugfiguren und kleinen Haushaltsgegenständen
lassen Sie imaginäre Schauplätze entstehen, geheimnisvolle Orte wie
Höhlen und Sümpfe, und bevölkern sie mit Königen, Königinnen und wilden
Tieren. Dann stellen Sie Ihrem Kind eine Frage: Wie lockt der Bär den
König in die dunkle, einsam gelegen Höhle? Daraufhin erfindet das Kind
eine Geschichte, die das Geschehen erklärt. Nicht alle Kinder können
oder wollen eine Geschichte zu Ende erzählen.
MATHEMATIK UND LOGIK
Diese Intelligenzart zeigt sich bei
Wissenschaftlern, Mathematikern und anderen Menschen, deren Leben und
Arbeit von der Logik bestimmt werden. Seit Sokrates erfreut sie sich im
Westen besonderer Anerkennung und hat im Computerzeitalter noch an
Prestige gewonnen. Die meisten Intelligentests legen besonderen
Nachdruck auf die Logik, jene Fähigkeit, die Philosophen und Gelehrte
wie Descartes und Newton auszeichnet. Bei der Einschätzung der
Rechenfähigkeit gilt es festzustellen, ob das Kind über ein intuitives
Zahlenverständnis verfügt. Fragen wie „Was ist zwei plus drei?“ sind
ungeeignet. Doch einige Brettspiele sind sehr aufschlussreich für das
Zahlenempfinden des Kindes.
MUSIK
Kinder, die mit musikalischer
Intelligenz begabt sind, fühlen sich meist von der Welt der Töne
angezogen, versuchen Tonfolgen hervorzubringen, die ihnen gefallen, oder
fragen immer wieder, ob sie nicht ein Instrument spielen dürfen. Bei
einem Wunderkind wie Mozart tritt diese Fähigkeit früh und unübersehbar
zutage. Aber auch normale Berufsmusiker berichten oft, dass sie sich
schon in der Kindheit zu ihrem Metier hingezogen fühlten. Die häuslichen
Musikerfahrungen von Kindern sind häufig auf den Radio- und
Fernsehapparat beschränkt. Kindern sollte man die Möglichkeit geben, mit
Tönen zu experimentieren und sich eigene Melodien einfallen zu lassen.
RÄUMLICHES DENKEN
Räumliches Denken ist das Verständnis
für die Orientierung, die Ausrichtung der Dinge im Raum. Dazu gehört die
Fähigkeit, visuell-räumliche Beziehungen einzuschätzen – sowohl der
Objekte, die sich unmittelbar vor uns befinden, was zum Beispiel den
Bildhauer auszeichnet, als auch der Objekte, die ein sehr viel größeres
Blickfeld einnehmen, was wir vom Piloten im Cockpit eines Flugzeugs
erwarten. Eines der frühesten Anzeichen für diese Fähigkeit ist der
geschickte Umgang mit Bauklötzen. Ein anderes das Vermögen des Kindes,
sich vorzustellen, wie ein Gegenstand von verschiedenen Seiten aussieht –
sehr hilfreich, wenn wir mechanische Geräte auseinander nehmen und
zusammenbauen. Sich in unübersichtlichem Gelände zurechtzufinden – ein
guter Orientierungssinn -, ist eine weitere räumliche Begabung. Nicht
selten kommen Kinder, deren Schulleistungen sehr zu wünschen übrig
lassen, glänzend mit mechanischen Objekten zurecht. Gibt man ihnen einen
Wecker oder ein anderes mechanisches Gerät in die Hand, untersuchen sie
es, finden heraus, wie man es auseinander nimmt, und setzen es wieder
zusammen. Einstein verfügte über ganz außergewöhnliche räumliche
Fähigkeiten. Sie ermöglichten ihm z.B. das Gedankenexperiment, in dem er
sich vorstellte er ritte auf einem Lichtstrahl. Daraus entwickelte er
die Relativitätstheorie. Auch Leonardo da Vincis räumliche Intelligenz
war sehr ausgeprägt.
BEWEGUNG
Auf den ersten Blick mag es merkwürdig
erscheinen, den Körper als den Sitz einer eigenen Intelligenzart zu
bestimmen. Schließlich legt die abendländische Tradition großen Wert auf
die Unterscheidung von Leib und Seele. Mit dem ganzen Körper oder
Teilen des Körpers Probleme zu lösen oder Dinge anzufertigen, ist eine
Tätigkeit, die intellektuell genauso anspruchsvoll ist wie die Analyse
von ursächlichen Beziehungen. Dem Basketballstar Michael Jordan und der
verstorbenen Tänzerin Martha Graham ist ein geniales Bewegungstalent,
eine hohe kinästhetische Intelligenz, gemeinsam. Auch Chirurgen und
Handwerker nutzen den ganzen Körper oder Teile des Körpers zur
Herstellung von Produkten und zur Problemlösung. Bewegungsintelligenz
bei Kindern äußert sich meist als körperliche Problemlösung – indem sie
Fußballmannschaften zum Sieg führen, sich als Cheerleader neue
Choreographien einfallen lassen oder kunstvolle Holzschnitzereien
anfertigen. Oft profitieren solche Kinder auch später von der
Intelligenz ihres Körpers und werden erfolgreiche Sportler, Tänzer,
Schauspieler oder Töpfer.
INTERPERSONALE INTELLIGENZ
Wie wir gewohnt sind, den Körper vom
Geist zu trennen, so sind wir geneigt, Intelligenz eher in der Welt der
Ideen als in der Welt der Menschen anzusiedeln. Dabei ist die Fähigkeit,
andere Menschen zu verstehen – was sie motiviert, wie sich am besten
mit ihnen zusammenarbeiten lässt, wie man sie führt, ihnen folgt oder
für sie sorgt – entscheidend für das Leben und den Erfolg in einer
sozialen Umwelt. Täglich zeigt sich diese Intelligenz darin, wie das
Kind mit Gleichaltrigen und Erwachsenen zurechtkommt. Beim Spielen,
Musizieren oder Geschichtenerzählen lassen viele Kinder erkennen, in
welchem Maße sie über diese Fähigkeit verfügen. Ein Indiz ist die
natürliche Eignung für die Führungsrolle – deutliche Einflussnahme auf
die Entscheidungen einer Kindergruppe und die Fähigkeit, mäßigend und
schlichtend auf die Gruppe einzuwirken. Zur interpersonalen Intelligenz
gehört auch, dass man andere Menschen versteht – dass man weiß, welche
Motive sie bewegen, was sie empfinden und wie man mit ihnen auskommen
kann. Ein Kind, das auf diesem Gebiet eine besondere Begabung hat, kann
z.B. ungewöhnliches Mitgefühl für ein anderes Kind aufbringen, das
hingefallen ist und sich wehgetan hat oder das eine Fünf geschrieben
hat. Im Erwachsenen leben ist diese Intelligenz eine entscheidende
Voraussetzung für besondere Leistungen auf Gebieten wie Verkauf,
Politik, Therapie und Unterricht. Ungewöhnliche Kreativität in diesem
Bereich kann auch soziale Massenbewegungen auslösen. Der indische
Staatsmann Gandhi entwickelte eine Strategie des gewaltlosen passiven
Widerstands, der am Ende die englische Kolonialmacht aus Indien
vertrieb.
INTRAPERSONALE INTELLIGENZ
Intrapersonale Intelligenz ist die
Kenntnis der eigenen Person. Wer ein hohes Maß an intrapersonaler
Intelligenz besitzt, weiß um seine Stärken und Schwächen, Wünsche und
Ängste und kann ihnen in seinem Verhalten Rechnung tragen. Diese
Intelligenz äußert sich zum Beispiel darin, dass man sehr genaue
Vorstellungen hat von dem, was man will, dass man Selbstdisziplin
besitzt und auch im Falle von Enttäuschungen Ausdauer beweist. Sogar
Kleinkinder verfügen über ein gewisses Maß an Selbsterkenntnis. Im
Gegensatz zu andere Intelligenzarten vertieft sich die Selbsterkenntnis
im Lauf des Lebens. Fördern lässt sich die intrapersonale Intelligenz
z.B. dadurch, dass man Kinder zur Selbstbeobachtung anhält – etwa
Tagebuch zu führen und es in Abständen wieder zu lesen – oder sie mit
Menschen bekannt macht, die sehr introspektiv und verinnerlicht sind.
Es gibt spezifische Muskeln für jede Art
zu denken, für das logische Denken, das metaphorische, das analytische,
das kritische, das verbale und das visuelle Denken. Diese Denkmuskeln
ermöglichen es uns, durch unsere innere Welt zu reisen. In der Turnhalle
des Lebens zwingen uns die wechselnden Erfordernisse des Alltags,
jeweils unterschiedliche Denkmuskeln zu beanspruchen. Manchmal müssen
wir uns mit kritischem Denken und klarer, harter Logik abmühen; zu
anderen Zeiten können wir uns entspannen, loslassen und spielerisch neue
Bereiche erforschen. Einmal arbeiten wir kontinuierlich, ausdauernd,
fleißig und erfolgreich an einer bestimmten Aufgabe; ein anderes Mal
lösen wir geradezu spielerisch mehrere Probleme gleichzeitig. Ebenso wie
verschiedene Körpermuskeln zusammenarbeiten, um eine physische Bewegung
zu bewirken, arbeiten auch verschiedene Geistesmuskeln zusammen um ein
klares, zielgerichtetes Denken zu ermöglichen. Vereinfacht ausgedrückt
kann man sagen, dass vier Grundeigenschaften einen wirklich
leistungsfähigen Geist kennzeichnen. Diese Eigenschaften sind: Geistige
Stärke, geistige Flexibilität, geistige Ausdauer, geistige Koordination.
Indem wir unseren Geist auf
unterschiedliche Weise dehnen, beugen, anstrengen und bewegen, ihn also
verschiedene Übungen ausführen lassen, werden wir eine optimale geistige
Fitness erreichen und beibehalten.
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