Aus Sicht
ihrer Anwender ist die Iridologie selten als alleiniges Diagnosewerkzeug
einsetzbar und soll insbesondere der Feststellung einer
Grundveranlagung dienen, die auf mögliche Schwächen im Organismus
hinweisen könnte. Neben knappen Beschreibungen der alten Ägypter und
einer Veröffentlichung im 15. Jahrhundert (Meyers) wurde die
Irisdiagnose durch den ungarischen Arzt Ignaz von Peczely in der Mitte
des 19. Jahrhunderts als erstem in der Neuzeit erforscht. Heilpraktiker, Naturheilkundler und Homöopathen
versuchen, mit Hilfe der Iridologie für sie relevante Symptome und
potentielle Krankheitsursachen zu entdecken. Einer der ersten Anwender
in Deutschland war der oft als Lehmpastor bezeichnete Emanuel Felke.
Iridologen berufen sich unter anderem auf eine Untersuchung des
Anatomen Lang 1954 an der Universität Heidelberg, der bewiesen habe,
dass von der gesamten Peripherie mit allen Organen Leitungsbahnen zur
Iris führten, und zwar über das Rückenmark und den Thalamus als Zwischenstation, segmental geordnet bis in die Segmente der Iris.
Die Gegner
der Irisdiagnose wenden ein, dass das nur bedeute, dass von der
Peripherie (einschließlich der Iris) Verbindungen zum Thalamus
bestünden. Die Einmaligkeit der Iris sei inzwischen auch als
individuelles Merkmal eines jeden Menschen anerkannt worden und mittels
biometrischer Prüfung zur Personenidentifikation besser geeignet als ein
Fingerabdruck. Dass daraus zusätzlich Informationen über Krankheiten
ableitbar seien, widerspreche dem konstanten Aussehen der Iris.
Diese
konstanten Strukturen der Iris, die ab dem Ende der Pubertät existieren,
sind für die Befürworter dagegen ein Merkmal dafür, dass die Iris ein
“genetischer Steckbrief”, ein Hinweis auf den locus minoris resistentiae
sei (dem Ort der verminderten Abwehrkraft). Damit sei zunächst der
Ansatzpunkt für präventive (vorbeugende) Maßnahmen gegeben und dann ein
Hinweis auf die eigentliche Ursache von Krankheiten, die auf
schulmedizinische Therapien nicht reagieren, weil sie sich sekundär an
anderen Organen manifestieren.
Iridologen
führen als Beleg eine Karlsruher Studie aus den Jahren 1950 bis 1954
an: die „Klinische Prüfung der Organ- und Krankheitszeichen in der Iris“
wurde von dem bekannten Kliniker Franz Volhard
angeregt, der von der Zeichensetzung in der Iris überzeugt war. Unter
der Leitung seines Sohnes Ernst Volhard verglichen der Arzt Franz Vida
und der Heilpraktiker Josef
Deck an einer großen Zahl von Patienten die Zeichensetzung in der Iris
mit klinischen Befunden, Röntgenbildern und Sektionsbefunden. Von den
640 iridologisch und klinisch dokumentierten Fällen lieferte die
Iridologie in 74,4 Prozent positiv verwertbare diagnostische Hinweise
bei Organerkrankungen.
Gegner weisen darauf hin, dass diese Studie nicht doppelblind
durchgeführt wurde und darum wertlos sei. Manche Befürworter
alternativer Heil- und Diagnoseverfahren sind der Auffassung, dass diese
grundsätzlich nicht doppelt blind analysiert werden können. Aus
heutiger Sicht genügt die Karlsruher Studie nicht mehr den
wissenschaftlichen Qualitätsanforderungen.
Erdmann Leopold Stephanus Emanuel Felke (* 7. Februar 1856 in Kläden bei Stendal; † 16. August 1926 in München) war ein evangelischer Pastor, der als Verfechter der Naturheilkunde hervortrat. Er entwickelte die nach ihm benannte Felkekur und wandte die Irisdiagnostik (Iridologie) an. Da zu den Anwendungen auch Einreibungen mit Lehm und Lehmschlammbäder gehörten, wurde Felke oft auch als Lehmpastor
bezeichnet. Felkes Kuren bestanden aus gesundheitlicher Ernährung und
Bewegung im Freien. Seine Patienten erhielten fleischarme Kost,
Einreibungen mit Heilerde und kalte Bäder in Zinkbadewannen im Freien,
und sie mussten in Licht-Luft-Hütten auf dem Lehmboden oder Strohsäcken
schlafen. Felke, Sohn eines Lehrers und einer Pfarrerstochter, hatte
sich schon während seines Studiums der Theologie für medizinische Fragen
interessiert und einige Semester medizinische Vorlesungen gehört. Sein
Interesse lag immer im Bereich der Heilpflanzen sowie der bekannten
Naturheilkundler Hahnemann (dem Begründer der Homöopathie) und Prießnitz (Hydrotherapie). In seiner ersten Pfarrstelle in Cronenberg behandelte er während einer Diphtherie-Epidemie
die Kranken mit homöopathischen Mitteln und fand bei seinen Patienten
viel Anerkennung. 1894 trat er seinen Dienst als Pfarrer an der
evangelischen Dorfkirche in Repelen an. 1896 gründeten einige Bürger in
Repelen einen homöopathischen Verein, um die Arbeit Felkes zu
unterstützen, da dieser die homöopathischen Mittel meist kostenlos
abgab. Felke gilt als Vater der Komplex-Homöopathie, weil er bei
chronischen Krankheitsbildern mit mehreren Symptomen begann, abweichend
von Hahnemann verschiedene Wirkstoffe zu kombinieren. Im Jahr 1897
reisten Felke und einige Gemeindevertreter in den Harz, wo Adolf Just, ein anderer bekannter Naturheiler dieser Zeit, im Eckertal einen Jungborn
neu gegründet hatte, um dessen Einrichtung zu besichtigen. Der Besuch
hatte wohl einen so großen Eindruck hinterlassen, dass man beschloss, in
Repelen eine gleichartige Einrichtung zu schaffen.
Nicht weit von der Dorfkirche wurde eine großzügige Fläche an Wiesen und Ackerland am Repelner Meer für 50.000 Mark
(heute knapp 500.000 Euro) erworben und mit erheblicher Eigenleistung
in einen Kurpark umgestaltet. Hinzu kamen 50 Lichthütten als Unterkünfte
für 100 bis 120 Personen sowie zwei Pavillons als Ruhe- und Liegeräume.
1898 wurde der Jungbornpark, eine heute noch beliebte Parkanlage in
Moers, eingeweiht. Da sowohl die Badeanwendungen als auch Sport und
Gymnastik unbekleidet erfolgten, gab es zwei gesonderte, mit
Lattenzäunen umgebene Badeparks für Männer und Frauen. Felke zog
zunächst in Repelen, später ebenso in Bad Sobernheim,
einen regelrechten Kurbetrieb auf. Hatte man zunächst noch angenommen,
dass die ursprünglichen Kapazitäten sehr reichlich bemessen seien,
zählte Repelen in der Saison von Mai bis Oktober bis zu 400 Kurgäste, so
dass viele von diesen in Privatpensionen untergebracht werden mussten.
Unter den Kurgästen waren viele weitgereist, so auch aus den USA,
Großbritannien oder Russland. Für das Dorf bedeutete dies einen enormen
wirtschaftlichen Aufschwung insbesondere im Bereich der Hotellerie. 1914
entstand das Jungbornhotel. Die neue für die ländliche Bevölkerung
ungewohnte Bewegung wurde aber auch sehr kritisch betrachtet. Wegen der
Nacktheit der Kurenden während der Anwendungen wurde Felke Gefährdung
der Sittlichkeit vorgeworfen, wogegen dieser sich vehement wehrte. Als
man der Auflage, die umgebenden Zäune auf drei Meter zu erhöhen, nicht
schnell genug nachkam, wurde der Park 1899 kurzfristig geschlossen. Auch
den Kirchenoberen waren Felkes Aktivitäten nicht geheuer. Auf Nachfrage
jedoch wurde aus der Gemeinde stets bestätigt, dass Felke auch seinen
seelsorgerischen Pflichten stets nachkam. Diese Kritik verhinderte
nicht, dass es zu einer regelrechten Felke-Bewegung kam. So entstanden
in den Jahren bis 1914 Felke-Kurorte in Berlin, Aachen, Krefeld, Kettwig, Dortmund, Stettin und Benneckenstein im Harz. Diese Einrichtungen durften den Namen Repelner Methode oder Felke Methode
nur verwenden, wenn sie von Felke eine Bestätigung erhalten hatten,
dass sie von ihm geschult und zugelassen worden seien. In dieser Zeit
entstand eine Vielzahl von Felke-Vereinen mit über 2500 Mitgliedern in
Deutschland. Zugleich wurde eine Felke-Zeitschrift herausgegeben. Felke
war bis zu seinem Tod in Sobernheim tätig und hat einen maßgeblichen
Anteil, dass dieser Ort an der Nahe zu einem erfolgreichen Kurort wurde.
Deshalb wurde er mit der Ehrenbürgerwürde
ausgezeichnet. Nach seinem Tod wurde er in Sobernheim bestattet, später
errichtete man zu seinen Ehren ein Denkmal und ein Felke-Museum. Am 15.
Mai 1996 wurde das Emanuel-Felke-Gymnasium in Bad Sobernheim nach ihm benannt.
Felke war bekannt für seine Augendiagnostik.
Das Verfahren war von Anfang an umstritten und wird bis heute von der
Medizin aufgrund fehlenden empirischen Nachweises nicht anerkannt. Felke
wurde in insgesamt 16 Prozessen wegen Körperverletzung und zuletzt
sogar wegen fahrlässiger Tötung angeklagt, aber immer freigesprochen. Im
letzten Prozess, der 1909 stattfand, musste Felke unter Aufsicht einer
Reihe von zum Teil prominenten Medizinern, darunter der Chirurg Carl Garrè,
20 Kranke nur anhand der Iriden diagnostizieren. Felke protestierte,
weil ihm ein Sprechen mit den Kranken, wie er es üblicherweise zur
Feststellung der Anamnese tat, nicht gestattet war. Wie viele Diagnosen
richtig waren, ist nicht bekannt, er konnte aber die Richter überzeugen.
Wiki:
Alternativmedizin und Komplementärmedizin sind Sammelbezeichnungen für unterschiedliche Behandlungsmethoden und diagnostische Konzepte, die sich als Alternative oder Ergänzung zu wissenschaftlich begründeten Behandlungsmethoden verstehen, wie sie im Medizinstudium und im Psychologiestudium gelehrt werden. Letztere werden in diesem Sinn zur Abgrenzung auch als Schulmedizin bezeichnet. Zu den alternativ- und komplementärmedizinischen Behandlungsmethoden gehören Naturheilverfahren, Körpertherapieverfahren, einige Entspannungsverfahren und populäre Behandlungsmethoden, wie Homöopathie, Osteopathie und Akupunktur. Eine Definition der Weltgesundheitsorganisation lautet: Die
Begriffe Alternativmedizin / Komplementärmedizin (CAM) umfassen ein
breites Spektrum von Heilmethoden, die nicht Teil der Tradition des
jeweiligen Landes sind und nicht in das dominante Gesundheitssystem
integriert sind. Die Begriffe Alternativmedizin und Komplementärmedizin
werden gelegentlich synonym verwendet, werden aber auch zur
Unterscheidung zwischen alternativen Ansätzen, in denen die
naturwissenschaftlich orientierte Medizin ersetzt werden soll und
komplementären Ansätzen, in denen die naturwissenschaftlich orientierte
Medizin ergänzt werden soll, gebraucht. Im englischsprachigen Raum ist
die Komplementär- und Alternativmedizin zusammenfassende Abkürzung CAM
(Complementary and alternative medicine) gebräuchlich. Neuere Ansätze
streben in einer Integrativen Medizin eine Zusammenarbeit von konventioneller Medizin und Komplementärmedizin an. In der Schweiz hat sich der Begriff Komplementärmedizin durchgesetzt und auch in Deutschland wird zunehmend der Begriff „Komplementärmedizin“
verwendet. Er nimmt die Beobachtung auf, dass solche
Behandlungsmethoden von den Patienten ergänzend zu konventionellen
Therapien oder zur Behandlung eines Teils der Krankheiten an Stelle der
konventionellen Therapien in Anspruch genommen werden.
Alternativmedizinische Methoden können von Ärzten angeboten werden, von
Angehörigen anderer Heilberufe wie zum Beispiel Heilpraktikern, aber auch von Laien. In Anlehnung an die National Institutes of Health können die komplementärmedizinischen Verfahren in vier Gruppen eingeteilt werden, die sich teilweise überlappen.
- Verfahren, die Naturprodukte wie Kräuter, Nahrungsmittel und Vitamine benutzen oder Diäten empfehlen, deren Wirksamkeit wissenschaftlich nicht erwiesen ist.
- Verfahren, welche die Einheit von Körper und Geist postulieren und die Wechselwirkungen zwischen Körper und Geist nutzen wollen. Dazu gehören Methoden wie Yoga, Tai-Chi, Meditation, Entspannungstechniken und Körpertherapien wie Feldenkrais oder Alexandertechnik. Einige dieser Verfahren gelten im Rahmen der Psychotherapie als Methoden der evidenzbasierten Medizin.
- Manuelle Verfahren, wie Osteopathie, Chirotherapie, Massage.
- Andere Verfahren. In weitesten Sinn gehören auch Verfahren, die mit „Energiefeldern“ arbeiten, zu den alternativ- und komplementärmedizinischen Methoden. Dazu zählen einerseits Methoden wie Reiki und Therapeutic Touch und andererseits Methoden, die elektromagnetische Felder auf eine unkonventionelle, wissenschaftlich nicht belegte Weise zur Heilung nutzen.
Es
existieren auch Systeme innerhalb der Alternativmedizin, die mehrere
alternativmedizinische Verfahren zusammen nutzen und deshalb nicht in
das Schema passen. Dazu gehören in der „Traditionellen Europäischen
Medizin“ zum Beispiel die Homöopathie und Naturheilverfahren. Zu den Verfahren aus außereuropäischen Kulturkreisen gehören zum Beispiel die Traditionelle chinesische Medizin (Akupunktur), die Tibetische Medizin und Ayurveda.
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